Computer  Mit starr geradeaus gerichteten Augen, wie in Trance, bewegte Meredith sich steifbeinig vorwärts. Um ihn herum erschien Licht, wurde flackernd heller und erleuchtete den Raum. Jetzt erst sah er den Großen C. Das Dunkel hatte sich gelichtet.

Der Große C stand auf einem erhöhten Podium, ein enormer Kasten aus glanzlosem, korrodiertem Metall. Das Dach des Gebäudes war genau über ihm eingestürzt, große Betonbrocken hatten die rechte Wand des Großen C demoliert. Metallröhren und Kabel lagen überall vor dem Podest herum.

Früher einmal hatte der Große C geglänzt. Jetzt war der Kasten schmutzig verfärbt. Wasser war durch das schadhafte Dach getropft, Regen und Schmutz waren die Wände herabgelaufen. Vögel waren hereingeflogen, hatten sich auf den Kasten gehockt und Federn und Kot hinterlassen. Bei der früheren Zerstörung waren die meisten Drähte durchtrennt worden, die den Kasten mit dem Eingabepult verbanden.

Und bei den Metall- und Kabelresten, die haufenweise um das Podium herum verstreut lagen, fand sich noch etwas anderes. Vor dem Großen C im Halbkreis lagen Haufen von Knochen. Knochen und Reste von Kleidung, metallene Gürtelschnallen, Nadeln, ein Helm, einige Messer, eine Proviantdose.

Die Überreste der fünfzig jungen Männer, die vor ihm hierhergekommen waren, alle mit ihren drei Fragen. Und alle hatten gehofft und gebetet, daß der Große C sie nicht würde beantworten können.

»Komm herauf«, sagte der Große C.

Meredith stieg auf das Podium. Vor ihm führte eine kleine Metalleiter nach oben zu dem Kasten. Ohne recht zu begreifen, stieg er die Leiter hinauf, er konnte keinen Gedanken mehr fassen. Er bewegte sich wie eine Maschine. Ein Stück der metallenen Oberfläche des Kubus glitt knirschend zurück.

Meredith starrte hinunter. Er blickte in eine Art Bottich, in dem irgendeine Flüssigkeit umherwirbelte. Ein Bottich in den Eingeweiden des Kastens, im tiefsten Innern des Großen C. Er zögerte, machte sich plötzlich steif, stemmte sich zurück.

»Spring«, sagte der Große C.

Für einen langen Augenblick stand Meredith am Rand und starrte gelähmt vor Angst und Entsetzen hinab in den Bottich. In seinem Kopf dröhnte es, vor seinen Augen tanzte und verschwamm alles. Der Raum begann zu kippen und sich langsam um ihn herumzudrehen. Er schwankte, taumelte vor und zurück.

»Spring«, sagte der Große C.

Er sprang.

Einen Augenblick später glitt die Metallplatte wieder zurück. Die Oberfläche des Kastens war wieder geschlossen. Tief im Innern der Maschine wirbelte und sprudelte die Salzsäure und zehrte an dem Körper, der reglos in dem Bottich schwamm. Schließlich löste sich der Körper auf; seine Bestandteile wurden von Rohren und Schläuchen aufgenommen und rasch in jeden Teil des Großen C gepumpt. Dann kam alles zur Ruhe. Der riesige Kasten war still.

Eines nach dem anderen erloschen auch die Lämpchen. Der Raum war wieder dunkel.

Den letzten Akt der Verdauung bildete das Öffnen eines schmalen Spalts vorn im Großen C. Etwas Graues wurde dort ausgeschieden. Knochen und ein Metallhelm. Sie fielen auf die Haufen anderer Knochen vor dem Kasten und vereinigten sich dort mit den Überresten der fünfzig anderen, die vorher hierhergekommen waren. Dann ging das letzte Lämpchen aus, und die Maschine verstummte vollends. Der Große C wartete auf das kommende Jahr.   - Philip K. Dick, Der Große C. In: P.K.D., Kolonie. Sämtliche Erzählungen Band 2. Zürich 1999

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