irkusmusik    Die Cirkusmusik ist nicht zu überbieten. Alle Musiker sind von der Fröhlichkeit des Festes erfüllt, von seinem überschäumenden und eigenwilligen Geist, weshalb sie ausgelassen und mutwillig spielen. Man hat den Verdacht, sie haben vor der Vorstellung bei einem intimen Gelage mit allen Artisten ein bißchen getrunken und sind voller Alko-   ; hol. Der Kapellmeister hingegen bleibt ernst, denn er muß achtgeben, den Augenblick der Stille nicht zu verpassen, wenn das Fest mit einem Mal in Trauer, Panik und Blässe zu Ende scheint, wie wenn ein Arbeiter vom Gerüst gefallen ist; aber ansonsten ist sein Taktstock ungestüm und feurig, wenn es gilt, seine frenetischen, entfesselten und aufgeregten Kollegen im Zaum zu halten; sein Taktstock ist es, der sich laut und am heftigsten mit dem Notenständer streitet. Es gibt noch einen weiteren Moment der Panik, mit dem er rechnen muß, wenn nämlich er den schnellen Trommelwirbel dirigiert, der in der Stille manchmal trocken und abgehackt klingt, atemberaubender Trommelwirbel, schneller Herzschlag aller, ausgesetzt und beschleunigt, verrücktes Rasen und überraschender Stillstand.

Die Cirkusmusik muß so sein, ein wenig maßlos und verwirrend, mit viel Tschin-tschin und viel Tschon-tschon; großartig, lärmend, wirr,+ halb Rassel halb Schlagzeug, immer naiv, offenherzig und prahlerisch. Nur sie allein macht Komplimente und verhält sich königlich gegenüber den Cirkusfrauen, deren Anmut sie den gebührenden und prächtigen Glanz verleiht, vor allem den Amazonen. Keine andere Musik - nicht einmal die sinnliche Kreutzer-Sonate - ist so aufmunternd und anfeuernd und macht die Darbietungen der wahrhaften etoiles so verführerisch und unwiderstehlich, so aufregend und unterhaltsam.

Die Musik bringt die Beine in Bewegung, diese femininen und so schönen Beine ... Sie läuft mit ihnen durch die Manege, macht Sprünge, grüßt ... Immer bietet das Vorspiel eine troupe aus vielen Schwestern, fröhlich, plastisch, weiß und rosafarben gekleidet, mit Pailletten auf den Badeanzügen, sie sind wie eine Mannschaft von Stierkämpferinnen, die mit ihren üppigen Hüften auf und ab marschieren ...

Die Noten klettern zu allen Trapezen empor, vollführen einen Salto mortale nach dem anderen, machen Pantomime, springen über schöne Pferde mit geschwungenen Hälsen, ahmen alles nach, was im Cirkus passiert ist, und alles, was noch passieren wird ... Es ist eine plastische und bildhafte Musik.

Die Musik unterstützt die Kombinationen und Spiele des Jongleurs auf eine Weise, daß der Zauber zerbräche, verstummte die Musik zur Unzeit, und die reizende Ungezwungenheit des Mannes mit Zylinder, rotem Frack, riesiger Gardenie bliebe auf der Strecke, und auch der Seiltänzer fiele plump zu Boden.  -  (cirkus)