hrist,
guter Was soll ich Euch seine Person weiter schildern?
Er ist von wohlproportionierter Leibesbeschaffenheit. Und
obwohl man ihm hat vorwerfen wollen, er habe mit einigen Juden
zu Avignon Umgang gepflogen, bitte ich Euch, das nicht zu glauben:
dazu ist er ein zu guter Christ; und außerdem ißt er viel zu
gern gesalzenes Schweinefleisch. Ich bin überzeugt, daß er nie
auch nur daran gedacht hat. Was seine Kleidung betrifft, so geht
er immer in Seide gekleidet, und es ist eine Eigentümlichkeit
von ihm, daß, ob er nun Samt trägt, Damast oder Taffet, es immer
aussieht, als sei sein halbes Kleid aus Satin, wenigstens vom
Kinn bis zum Bauch und unten an den Ärmeln. Im übrigen kümmert
es ihn nicht groß, wenn die Seide rissig ist, denn er sagt, das
beweise nur, daß er sie nicht erst seit heute trage. Er ißt viel
und gut und genießt das Leben, wenn er Geld
hat. Und da man ihm gesagt hat, daß die gelehrten Leute nicht
lang leben und früh alt werden, schaut er wenig oder gar nicht
in seine schöne französische Bibliothek, um sich vor diesem Schicksal
zu bewahren, wohingegen er diese Bücherei wiederum eifersüchtig
hütet, da sie ihm die Möglichkeit gibt, gelehrt zu werden, wenn
er nur zwei oder drei Viertelstunden in seine Bücher gucken will,
und er hatte Angst, ein anderer könnte ihm seine Weisheit rauben.
Seine größte Sorge ist, es könnte ihm an gutem Wein
fehlen, und darum kümmert er sich nicht um den nächsten Tag,
wenn nur sein Keller gut versorgt ist. Er fehlt bei keiner Prozession,
die man zur Bewahrung der Reben veranstaltet und betet nicht
um Heu, da er ja keines ißt. darum mögen sich seine Pferde sorgen.
- Estienne Tabourot, Sieur des Accords. In: Der Mann, der
seine Frau verkuppelte. Schwänke und Novellen aus dem alten Frankreich.
München 1966 (dtv 383)