harakter, gemischter  Daß Kaiser Claudius von Natur eigentlich grausam und blutdürstig war, zeigte sich in großen wie in kleinsten Dingen. Die peinlichen Verhöre und die Hinrichtungen der Mörder pflegte er ohne Verzug und in seiner Gegenwart vollziehen zu lassen. Als ihn einmal in Tibur die Lust anwandelte, eine Hinrichtung, die nach alter Weise vollzogen werden sollte, zu sehen und der Henker für die Verbrecher, die bereits an den Pfahl gebunden waren, fehlte, ließ er aus der Hauptstadt einen holen und wartete auf der Richtstätte bis zum Abend auf dessen Ankunft. Bei jedem Gladiatoren-Spiel, mochte er oder ein anderer der Veranstalter sein, ließ er selbst denen, welche nur zufällig auf die Erde gefallen waren, stets den Todesstreich versetzen - zumal wenn es Netzfechter waren -, um die Mienen der Verendenden beobachten zu können. Als einmal ein Fechterpaar an den gegenseitig beigebrachten Wunden gefallen war, gab er den Befehl, unverzüglich aus den Schwertern beider kleine Messer zu seinem Gebrauch zu machen1. An den Tierkämpfern und an den Fechtern, welche um die Mittagsstunde auftraten, hatte er solche Freude, daß er schon frühmorgens sich zum Schauplatz hinabverfügte, und sogar über Mittag, wenn das Volk zum Essen das Theater verließ, auf seinem Platz sitzenblieb.

Außer den Fechtern von Beruf pflegte Claudius noch aus geringfügigen und im Augenblick selbst vom Zaun gebrochenen Gründen hier und da Maschinisten, Hilfsarbeiter und andere im Zirkus beschäftigte Leute zum Kampfe zu verurteilen, wenn ihnen etwa ein Automat, ein Gerüst oder sonst eine Maschinerie nicht recht geraten war. Er schickte sogar einmal einen seiner Nomenklaturen, so wie er ging und stand, mit der Toga in die Arena.

Die vorherrschenden Züge seines Charakters aber waren Furchtsamkeit und Mißtrauen. In den ersten Tagen seiner Regierung wagte er trotz einer - wie gesagt - gern zur Schau getragenen bürgerlichen Schlichtheit an einem Gastmahl nur dann teilzunehmen, wenn ihn Leibwächter mit Lanzen umstanden und Soldaten bei Tisch aufwarteten. Auch besuchte er nie einen Kranken, ohne vorher dss Schlafzimmer genau besichtigen und sogar Polster und Decken sorgfältig und gründlich durchsuchen zu lassen.  - (sue)