ußwecker
Die Mönche nahmen sonst, wie Goropius Bekanus
berichtet, einen unbedeutenden Schweinskopf und
hielten ihn dem Sterbenden vor die Augen, um ihn
wirklich zu rühren und zu erinnern, er wäre, die Wahrheit zu sagen, in der Lebensart
und Moral ein ausgemachtes epikuräisches Schwein
gewesen. Mir träumte, ich wäre in Baiern neben einem
fetten Mönche gestanden, der bei einem Sterbenden -zumal da dessen Augen schon
brachen - den wahren Schweinskopf, der aus mir unbekannten Gründen gar nicht
zu haben war, durch seinen eignen zu ersetzen hoffte. Er wies daher mit beiden
Händen an seinen Kopf und redete dem Sterbenden aufs beweglichste so zu und
an: »Du fatales Sündenkind! du hast dich, wie das Schwein, von dem ich blos
den Kopf mitgebracht und hier zu deinem Nutzen auf den Schultern sitzen habe,
in manchem Schlamm gewälzet. Beschaue diesen schlechten Kopf und halte ihn für
einen reinen Bußwecker: du wärest so wenig wie dieses Schwein keusch und gut,
du fraßest und soffest (fürcht' ich) wie das und grunztest
den ganzen Tag sehr. Ich werde dir am jüngsten Tage vorwerfen, daß ich deinetwegen
ein unschuldiges Schwein stechen lassen und daß dich doch der Kopf desselben
nicht nach Wunsche gebessert. Bekehr' dich doch in deiner letzten Minute ein
wenig geschwind: denn du stirbst den Augenblick und bist ja schon, wie ich längst
gemerkt, völlig ohne Sinnen und Verstand, ohne den ich noch bin.« - Jean Paul, Auswahl
aus des Teufels Papieren. Frankfurt / M. Berlin 1991 (zuerst ca. 1784/89)
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