uschseele Die
Neger von Calabar an der Mündung des Niger glauben, jeder Mensch habe vier Seelen,
von denen eine immer außerhalb seines Körpers in der Gestalt eines wilden Tieres
im Walde lebe. Diese äußere Seele oder Buschseele, wie Miß Kingsley sie
nennt, kann nahezu jedes Tier sein, z. B. ein Leopard, ein Fisch
oder eine Schildkröte. Aber nie ist es ein Haustier
und nie eine Pflanze. Wenn er nicht das zweite Gesicht
hat, kann ein Mensch seine eigene Buschseele nicht sehen, aber ein Wahrsager
wird ihm oft sagen, was für ein Geschöpf seine Buschseele ist, und danach wird
sich der Mann hüten, ein Tier dieser Gattung zu töten, und so weit wie möglich
verhindern, daß ein anderer dies etwa tut. Ein Vater und seine Söhne haben gewöhnlich
dieselbe Art von Tieren als Buschseelen, und ebenso ist es mit einer Mutter
und ihren Töchtern. Manchmal richten sich aber alle Kinder nach der Buschseele
ihres Vaters. Wenn seine äußere Seele z. B. ein Leopard ist, werden alle seine
Söhne und Töchter Leoparden als äußere Seelen haben. Andererseits gleichen sie
manchmal alle ihrer Mutter. Wenn ihre äußere Seele also etwa eine Schildkröte
ist, dann sind alle äußeren Seelen ihrer Söhne und Töchter auch Schildkröten.
So eng ist das Leben des Menschen mit demjenigen des Tieres, das er für seine
äußere Seele ansieht, verbunden, daß Tod oder Beschädigung des Tieres naturgemäß
Tod oder Beschädigung des Menschen nach sich zieht. Umgekehrt, wenn ein Mann
stirbt, kann seine Buschseele keinen Ruheplatz mehr finden, sondern verliert
den Verstand, rennt ins Feuer oder greift die Leute an und wird auf den Kopf
geschlagen, und das ist das Ende. -
(
fraz
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