ursche, großartiger   »Ich bin Froim«, sagte er zum Kommandanten, »ich muß zum Chef.«

Vorsitzender der Tscheka war dazumal Wladislaw Simen, der aus Moskau gekommen war. Als er von Froims Erscheinen erfuhr, rief er den Untersuchungsrichter Borowoi, um ihn nach dem Besucher zu befragen.

»Das ist ein großartiger Bursche«, antwortete Borowoi. »Jetzt wird ganz Odessa vor Ihren Augen vorbeiziehen.«.   Der Kommandant führte in den Dienstraum einen alten Mann in einer Segeltuchjacke, groß wie ein Haus, rothaarig, mit einem geschlossenen Auge und einer verstümmelten Wange.

»Chef«, sagte der Ankömmling, »wen vernichtest du? Du vernichtest Adler. Womit willst du zurückbleiben, Chef, mit Kehricht ?«

Simen machte eine Bewegung und öffnete seine Schublade.

»Ich bin leer«, sagte da Froim. »Ich habe nichts in den Händen, auch in den Stiefelschäften habe ich nichts, und am Tor auf der Straße habe ich ebenfalls niemanden aufgestellt. Laß meine Jungs frei, Chef, sag deinen Preis.«

Der Alte wurde in einen Sessel gesetzt, man brachte ihm Kognak. Borowoi ging aus dem Zimmer und versammelte bei sich die aus Moskau zugereisten Untersuchungsrichter und Kommissare.

»Ich werde Ihnen einen Burschen zeigen«, sagte er, »eine Epopöe ist das, einen zweiten von der Sorte gibt es nicht.«

Und Borowoi erzählte, daß der einäugige Froim, und nicht Benja Krik, das eigentliche Oberhaupt der vierzigtausend Odessaer Diebe sei. Sein Spiel sei verborgen, doch alles geschehe nach den Plänen des Alten: die Demolierung der Fabriken und des Schatzamtes in Odessa, die Überfälle auf die Weißen und ihre Verbündeten. Borowoi wartete, bis der Alte herauskäme, um mit ihm zu sprechen. Froim kam nicht. Des Wartens überdrüssig, machte sich der Untersuchungsrichter auf die Suche. Er durchforschte das ganze Gebäude und warf zum Schluß einen Blick in den Hinterhof. Dort lag Froim Gratsch ausgestreckt unter einer Zeltbahn an der efeubewachsenen Mauer. Neben seiner Leiche rauchten zwei Rotarmisten selbstgedrehte Zigaretten.

»Wie ein Bär, unverwüstlich«, sagte der ältere, als er Borowoi erblickte. »Wenn du den nicht totschlägst, lebt er ewig. Mit zehn Schüssen geht der immer noch auf dich los . . .«

Das Gesicht des Rotarmisten hatte sich gerötet, seine Augen blitzten, die Mütze war ihm auf die Seite gerutscht.

»Was redest du da zusammen«, unterbrach ihn der zweite. »Tot ist tot, alle sind gleich.«

»Nein, nicht alle!« rief der ältere aus. »Der eine bettelt, schreit, der andere sagt kein Wort. Wer will da behaupten, daß alle gleich seien!«

»Für mich sind sie alle gleich«, wiederholte der jüngere Rotarmist eigensinnig. »Alle haben ein und dasselbe Gesicht, ich seh da keinen Unterschied.«

Borowoi bückte sich und schlug die Zeltbahn hoch. Eine beredte Grimasse war auf dem Gesicht des Alten erstarrt. - (babel)

 

Kerl

 

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