uchstabenseele Pico della Mirandola, Agrippa von Nettesheim, Athanasius Kircher u. a. verwenden die alten mythischen Alphabet-Manierismen zu neuen Konstruktionen, zu methodischen Mitteln einer magischen Natur-‹Wissenschaft›, die sich vielfach auch von der Astrologie herleitet. Den Gestirnen waren Buchstaben zugeordnet. Man nimmt sogar an, daß die Reihenfolge der Buchstaben des Alphabets astrologischen Ursprungs ist. In Hölderlins <Hyperion> findet man noch einen Niederschlag dieses Glaubens: <Das sind nur Sterne, Hyperion, nur Buchstaben, womit der Namen der Heldenbücher am Himmel geschrieben ist.›
Vor allem Novalis hat diese Überlieferungen gekannt und
vielfach über «grammatische Mystik›
spekuliert , Spätere Schriftsteller, stellt er fest, hätten <diese
alte Manier aus romantischem und modernem Instinkt ergriffen››, diese
<alte Manier des ägyptischen und orientalischen Mystizismus›, ‹Je
größer der Magus, desto willkürlicher sein Verfahren, seine Mitteln ‹Der
Zauberer ist ein Poet›, ‹ein Künstler des Wahnsinns›,
und der Dichter weiß um die (magische) Sympathie des Zeichens mit dem
Bezeichneten. (Eine der Grundideen der Kabbalistik.) Novalis findet auch
hier eine seiner überraschenden Formeln: ‹Die Seele ist ein konsonierter Körper. Vokale hießen bei den Hebräern Buchstabenseelen.› - Gustav René
Hocke, Manierismus in der Literatur. Sprach-Alchimie und esoterische Kombinationskunst.
Reinbek bei Hamburg 1969 (rde 82/83, zuerst 1959)
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