Brotschneiden  »Da ist das Brot, dort auf dem Tischtuch«, sagte Johnny und blickte dabei in die Luft. »Es ist etwas Festes, das läßt sich nicht leugnen, hat eine wunderschöne Farbe und duftet. Es ist etwas, das nicht ich bin, etwas anderes, außerhalb meiner selbst. Doch wenn ich es berühre, wenn ich die Finger ausstrecke und danach greife, dann ändert sich etwas, findest du nicht auch? Das Brot ist außerhalb meiner selbst, aber ich berühre es mit den Fingern, fühle es, fühle, daß das die Welt ist, doch wenn ich es anfassen und fühlen kann, dann kann man wirklich nicht sagen, daß es etwas anderes sei, oder glaubst du, daß man das sagen kann?«

»Mein Lieber, seit Tausenden von Jahren zerbricht sich ein Haufen bärtiger Männer den Kopfüber dieses Problem.«

»Im Brot ist es Tag«, murmelt Johnny und bedeckt sein Gesicht. »Und ich wage es, es anzufassen, es durchzuschneiden, es mir in den Mund zu stecken. Es geschieht nichts, ich weiß; aber eben das ist das Furchtbare. Ist dir klar, daß es furchtbar ist, daß nichts geschieht? Du schneidest das Brot, stößt ihm das Messer hinein, und alles ist wie vorher. Ich versteh das nicht, Bruno.«  - Julio  Cortázar, Der Verfolger. In: J. C., Südliche Autobahn. Die Erzählungen Band 2. Frankfurt am Main 1998

 

Brot Schneiden

 

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