Brötchen, frisches  Die häßlichen Freunde respektierten Antonio, und sie hätten ihn sogar gehaßt, wären sie nicht, angeleitet und angesteckt von den Frauen, mit denen sie verkehrten, unbewußt in ihn verliebt gewesen. Das Geheimnis dieser Erfolge, die sich so sehr von den ihren unterschieden, ja ihnen geradezu entgegengesetzt waren (denn während ihre Siege bei den Frauen die Folge einer bösen Tat zu sein schienen, schienen diejenigen Antonios einem seltsamen Trost zu entspringen, den er auf seine Opfer ausströmte), das Geheimnis dieser Erfolge fesselte sie in einem Maße, daß sie ihren Wecker auf fünf Uhr stellten, um in aller Frühe auszugehen und Antonio in dem Augenblick zu überraschen, in dem er sich duschte. Hier erwarteten sie Bitternisse jeglicher Art. Angesichts dieser Athletenglieder, die eine melancholische, sanfte Blässe milderte, als sickere, wo immer er sich befinde, ein geheimnisvolles Licht von oben auf diesen Körper herab, befiel die Freunde, vor allem Luigi d'Agata und Carlo Fischetti, ein Unwohlsein, in das sich trübe der Ekel vor ihrer eigenen Person mischte.

»Weißt du, wie du aussiehst?« sagten sie zu ihm, um ihre Stimme zu gebrauchen, die, in ihrer bedrängten Brust verschlossen, böse zu werden drohte. »Wie ein frischgebackenes Brötchen!«

Und sie machten sich daran, ihm auf die nackten Schultern zu klopfen, ihn an den Brusthaaren zu ziehen, ihn am Knöchel zu packen und seinen Fuß hochzuheben; doch diese Berührungen durchdrangen und verwirrten sie mit der Empfindung eines Körpers, der unendlich fremd und von einer nicht zu leugnenden höheren Artung war.  - Vitaliano Brancati, Bell'Antonio. Frankfurt am Main 1961 (zuerst 1949)

 

Brötchen

 

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