riefwechsel  Friedrich II.  schrieb einen offenen Brief an die Könige und Fürsten Europas: »Der Papst, von dem Wir glaubten, er gedenke nur der Dinge, die droben sind, und lebe in Himmelshöhen, hat sich unerwartet als ein Mensch entpuppt, ja noch als etwas Geringeres, da er Menschlichkeit und Wahrheit mißachtet. Die Lombarden, welche ihre frevelhafte Willkür Freiheit nennen, indem sie Unsere Rechte mit Füßen treten, fanden bei ihm Schutz und Hilfe. Mailand, bekanntlich der Sitz arger Ketzerei, ist ihm lieber als der Kaiser, ein Bund von Aufrührern lieber als das seit tausend Jahren die Kirche beschützende Kaisertum. Daher erklären wir, nicht zur Herabsetzung des Amtes, sondern um seiner persönlichen Mängel willen, daß Gregor nicht würdig ist als Stellvertreter Christi, Nachfolger Petri und Seelsorger für alle Gläubigen. Die Christenheit kann nicht länger von solch einem Hirten geführt werden. Eine allgemeine Kirchenversammlung soll einberufen werden, auf der alles offenbart werden soll.« Es kam dem Kaiser besonders darauf an, den Fürsten klarzumachen, daß ihre Interessen mit den seinen übereinstimmen: »Wir fühlen freilich die Untaten dieses besudelten Priesters, dieses wahnwitzigen Propheten am härtesten, aber Unsere Schmach ist zuletzt auch die Eurige, und Eure Unterjochung scheint leicht, sobald der römische Kaiser bezwungen ist.«

Die Adressaten zeigten sich beeindruckt, sahen aber keine Veranlassung, offen Partei zu ergreifen. Man blieb an den Höfen interessiert, aber schon aus Vorsicht unbeteiligt. Der Papst spielte dagegen die erprobten Register klassisch priesterlicher Rhetorik aus. In seiner Antwort heißt es: »Aus dem Meer ist ein Tier aufgestiegen, voller Lästerungen, mit den Füßen eines Bären, dem Rachen eines wütenden Löwen und an den übrigen Gliedern einem Leoparden gleich. Es öffnet seinen Mund zur Schmähung des göttlichen Namens und richtet giftige Pfeile wider den Himmel und die dort wohnenden Heiligen. Mit seinen Klauen und eisernen Zähnen möchte es alles zermalmen und erhebt sich öffentlich und von Ungläubigen unterstützt gegen Christus, um dessen Bundestafeln mit dem Griffel ketzerischer Bosheit auszulöschen.« Als Gipfel der Abscheulichkeit wirft Gregor dem Kaiser eine ungeheuerliche Ketzerei vor. Dieser behaupte, die ganze Welt sei von drei Betrügern, Moses, Mohamed und Christus, getäuscht worden. Zwei davon seien in Ehren, der dritte am Kreuz hängend gestorben.  - Albert Christian Sellner, Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek 260)

 

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