riefkasten
Er war unglücklich und rastlos gewesen und hatte seine Nerven auf
eine recht sonderbare Weise beruhigt. Er war vom Fort,
wo er damals Dienst tat, in eine benachbarte Stadt gefahren, hatte seinen Wagen
geparkt und war dann lange in der Straßen herumgewandert. Es war Winter und
spät in der Nacht. Auf seiner Wanderung begegnete der Hauptmann einem winzigen
Kätzchen, das sich im Schütze eines Hauseingangs behaglich zusammengekauert
hatte. Als der Hauptmann sich zu ihm hinunterbeugte, hörte er es schnurren.
Er hob es auf und fühlte deutlich das leichte Vibrieren
auf seiner Handfläche. Lange blickte er in das sanfte niedliche Gesichtchen
und streichelte das warme Fell. Das Kätzchen war gerade so alt, daß es seine
klaren grünen Augen weit aufmachen konnte. Schließlich nahm der Hauptmann das
Kätzchen bis zur nächsten Straßenecke mit, wo ein Briefkasten hing. Nachdem
er sich rasch umgeschaut hatte, öffnete der Hauptmann die eiskalte Einwurfspalte
und preßte das Kätzchen hinein in den Kasten. Dann setzte er seine Wanderung
fort. - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)
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