Brief, ehelicher  Meine liebe Doloresse,

Wenn das Wetter nicht schön ist, ist es scheußlich. Am widerlichsten sind die schweren Brecher. Überall im Schatten der Laderäume drehe ich Millionen Gedanken für Dich: wie Zigaretten. Zehn für die Beine, zehn, Du weißt schon, wofür, zehn für die Augen, ich finde immer irgend etwas für weitere zehn. Jedesmal wenn ich Liebe mache, sage ich mir, wenn nur Doloresse da wäre. Im Augenblick mache ich's mit einem Schiffsjungen, der die ersten Male nicht wollte: aber das hat sich gründlich geändert. Ich hänge ihn mit einem Tau an einem Fuß auf, und dann geht's los. Sein Mund wird blau. An manchen Tagen beunruhigt er mich: er läßt seine Haare, die reinste Seide, über mein Gesicht, meine Hände, meinen Körper gleiten. Dann scheint sein Gesicht plötzlich von der Nacht erfaßt. Das ist seltsam. Wir werden bald in einem Land anlegen, wo man Frauen für eine Briefmarke bekommt. Dort könnte man sich welche leisten. Was unsere Ladung betrifft, so heißt es, wir transportierten Orangen. Du kapierst, was das für ein Witz ist. Der Schiffsjunge hat einen ganz, ganz weißen Körper. In Frankreich scheint bald die Wahl des Präsidenten der Republik stattzufinden. Die Zeitungen werden interessant sein.

Sonst habe ich Dir nichts weiter zu erzählen. Ich küsse Dich wie im Land des Schnees, wie früher, Du weißt schon,

Dein ergebener Mann
FÉLIX COVENOL

   - (lib)

 

Brief Eheleben

 

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