rautwahl Als sie wieder einmal zu dritt unterwegs waren, unser
Herr Jesus Christus in Begleitung des heiligen Petrus und des heiligen
Johannes, sprachen sie von diesem und jenem, während sie dahinschritten.
«Du mußt Dich verheiraten, Petrus», sagte plötzlich unser Heiland.
«Mich verheiraten? In meinem Alter, Herr?»
«Ja, ja, Du mußt Dich verheiraten.»
«Aber wen soll ich denn heiraten, Herr?»
«Das erste Mädchen, das uns auf unserem Wege begegnet. »
«Gut, da Ihr es so wollt.»
Kurz darauf trafen sie ein Mädchen, das war häßlich und
schmutzig, eine Bauernmagd in Holzpantoffeln, deren Beine ganz voll
Kuhmist waren.
«Nun, Petrus», sagte unser Heiland, als er sie sah, «hier ist sie, die Deine Frau werden soll.»
«Nein, diese wird ganz bestimmt nicht meine Frau!» erwiderte Petrus und schnitt ein Gesicht.
«Warum willst Du sie denn nicht?»
«Warum? Aber so seht doch, wie häßlich und schmutzig sie ist und nicht einmal jung!»
«Du bist auch nicht jung und auch kein so schöner Bursche, wie Du vielleicht glaubst. Nun, da Du diese nicht willst,
so wird es die erste sein, die wir jetzt treffen.»
«Das ist mir lieber, denn ich denke, es dürfte schwer sein, eine Häßlichere zu treffen.»
Und so zogen sie weiter ihres Weges, und bald begegnete
ihnen eine alte Jungfer, die ging auf einen Stock gestützt, mit
wackelndem Kopf, triefenden Augen, und sie war noch schmutziger als die
erste. Als unser Heiland sie sah, lächelte er und sagte, zu Petrus
gewandt: «Nun! hier ist also Deine Frau!»
«Niemals!» entgegnete Petrus und wandte den Kopf ab,
während er ein fürchterliches Gesicht schnitt. « Dann war die erste noch
besser; aber ich will weder die eine noch die andere. »
«Ich finde Dich sehr wählerisch, mein Freund; aber es
macht nichts. Die erste, die wir jetzt treffen, mußt Du aber nehmen, sie
sei, wie sie sei.»
«Einverstanden, und was auch kommen mag, schlimmer kann sie bestimmt nicht sein.»
Und sie gingen weiter ihres Weges und trafen bald wieder
eine Alte; die war über einen Knotenstock gebeugt und hatte große Mühe,
einen Fuß vor den andern zu setzen; sie war außerdem bucklig, einäugig
und hatte nur zwei schwarze lange Zähne im Mund, die bei jedem Schritt,
den sie tat, wackelten. Man hätte meinen können, eine richtige Hexe. Und
dazu war sie mit so schmutzigen und so stinkigen Lumpen bedeckt, daß
einem allein schon bei ihrem Anblick übel wurde.
«Diesmal, Petrus, hier ist Deine Frau», sagte unser Heiland.
Der arme Petrus seufzte tief, wandte den Kopf ab vor Ekel und sagte kein einziges Wort.
- (
bret
)
Brautwahl (2)
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