Brautschau  Ihre Frühreife. Sie wünscht allen zu gefallen. Ihr Gehorsam und ihre Furcht vor dem Vater. Ihre Decenz und doch ihre unschuldige Treuherzigkeit. Ihr Steifsinn und ihre Schmiegsamkeit gegen Leute, die sie einmal schäzt, oder die sie fürchtet. Ihr Betragen in der Kranckheit. Ihre Launen. Wovon spricht sie gern. Artigkeit gegen Fremde. Wolthätigkeit. Hang zum kindischen Spiel. Anhänglichkeit an Weiber. Ihre Urtheile. Gesinnungen - Anzug. Tanz. Geschäftigkeit im Hause. Liebe zu ihren Geschwistern. Musikalisches Gehör. Ihre Lieblinge. Geschmack. Religiosität. Freyer Lebensgenuß. Ließt sie gern. Hang zu weiblichen Arbeiten. / Sie will nichts seyn - Sie ist etwas. / Ihr Gesicht - ihre Figur - ihr Leben, ihre Gesundheit - ihre politische Lage-/ Ihre Bewegungen. Ihre Sprache. Ihre Hand. Sie macht nicht viel aus Poesie. Ihr Betragen gegen andre, gegen mich. Offenheit - / Sie scheint noch nicht zu eigentlichen reflectiren gekommen zu seyn — Kam ich doch auch erst in einer gewissen Periode dazu. / Mit wem ist Sie zeitlebens umgegangen. Wo ist Sie gewesen? \ Was ißt Sie gern. Ihr Betragen gegen mich. Ihr Schreck für der Ehe. / Ich muß Sie recht nach Ihren Eigenheiten fragen - So auch die Mandelsloh. / Ihre Art sich zu freuen - zu betrüben. Was ihr am meisten von Menschen und Sachen gefallen. Ist ihr Temperament erwacht? Was Sie zur Justen gesagt hat. Ihr Tabaksrauchen. Ihre Anhänglichkeit an die Mutter, als Kind. Die Anekdote mit Selmmz — von Bretern. Ihre Dreistigkeit gegen den Vater. Ihre Confirmation. Sie hat von der Machere Einmal Schläge gekriegt. Je reviens. Ihre Gespensterfurcht. Ihre Wirtschaftlichkeit. Heynemann. Drey Reuter ritten ums Thor herum. Wie sie den Dieb hat halten wollen. Gesicht bey Zoten. Talent nachzumachen. Ihre Wolthätigkeit. Urtheile über Sie. Sie ist mäßig - wolthätig. Sie ist irritabel - sensibel. Ihr Hang Gebildet zu seyn - Ihr Abscheu für dem Vexiren, dem Geträtsche; Ihre Achtsamkeit auf fremde Unheile. Ihr Beobachtungsgeist. Kinderliebe. Ordnungsgeist. Herrschsucht. Ihre Sorgfalt und Passion für das Schickliche - Sie will haben, daß ich überall gefalle. Sie hats übel genommen, daß ich mich zu früh an die Eltern gewandt habe, und es mir zu bald und zu allgemein merken lassen. Sie hört gern erzählen. Sie will sich nicht durch meine Liebe geniren lassen. Meine Liebe drückt sie oft. Sie ist kalt durchgehends.

/ Ungeheure Verstellungsgabe, Verbergungsgabe der Weiber überhaupt. Ihr feiner Bemerkungsgeist. Ihr richtiger Takt. / Alle Weiber haben das, was Schlegel an der schönen Seele tadelt /

 Sie sind vollendeter, als wir. Freyer, als wir. Gewöhnlich sind wir besser. Sie erkennen besser, als wir- Ihre Natur scheint unsre Kunst - unsre Natur ihre Kunst zu seyn. Sie sind geborne Künstlerinnen. / / Sie individualisiren, wir universalisiren. / Sie glaubt an kein künftiges Leben - aber an die Seelenwanderung. Schlegel interressirt sie. Sie kann zu grosse Aufmercksamkeit nicht leiden und nimmt doch Vernachlässigung übel. Sie fürchtet sich so für Spinnen und Mäusen. Sie will mich immer vergnügt. Die Wunde soll ich nicht sehn. Sie läßt sich nicht dutzen. Ihr H auf der Wange. Lieblingsessen - Kräucersuppe - Rindfleisch und Bohnen - Aal. Sie trinckt gern Wein. Sieht gern etwas - liebt die Komoedie. Sie denkt mehr über andre, als über sich nach.   - Novalis, Klarisse (Tagebuch August/September 1796)

Brautschau (2)
 

Braut

 

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