rautpaar
Paris. 17. Mai 1930. Sonnabend Um zwölf kamen Maillol
und die Passavant ins Hotel zum Frühstück, Maillol strahlte. Er meinte, aufatmend:
»Une journée de liberté! Pourquoi est-ce qu'on ne peut pas toujours être tranquille
comme ça; pourquoi y a-t-il des gens qui rendent la vie embêtante«, wobei er
ganz offenbar an seine Frau dachte. Er sprach viel über das Talent der Passavant.
Wenn sie nur wolle, könne sie eine französische Renée Sintenis werden.
Wir besprachen Näheres über die Reise nach Weimar. Ich sagte Maillol,
ich schlüge ihm vor, daß wir gegen Ende der nächsten Woche, nach meiner Rückkehr
aus London, fuhren; mir sei es aber angenehmer, wenn er und ich allein führen.
Er könnte ja Fräulein Passavant nachkommen lassen; dagegen könne ich nichts
einwenden. Aber wenn sie mit uns führe, würde mir das nicht angenehm sein, auch
sei es für ihn, falls seine Frau darauf bestehe, ihn an die Bahn zu begleiten,
empfehlenswerter, Fräulein Passavant nicht gleich mitzunehmen. Er sah das ein
und sagte so zu. Wir fuhren nach dem Frühstück zu Zay, Instrumente kaufen, und
ich setzte die beiden, die wie ein junges Brautpaar strahlten, dann in einem
Kino ab, wo sie sich ›Die Nacht gehört uns‹ ansehen wollten. - Harry Graf Kessler,
Tagebücher 1918 bis 1937. Hg. Wolfgang Pfeiffer-Belli. Frankfurt am Main 1982
(it 659)
Brautpaar (2)
- Jan Saudek
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