Nach dieser Theorie hatte der männliche Elternteil den bedeutsamsten
Einfluß bei der Vererbung (nicht umsonst gehörten Aristoteles
und seine Kollegen dem männlichen Geschlecht an!), der seinen
Ausdruck in der Bewegung und «formenden Kraft» seines Samens
fand. Der weibliche Beitrag lag im Menstrualblut; dessen Hauptwirkung
bestand darin, die Energie des Samens zu hemmen. Abweichungen
und Mißbildungen konnten ein Ergebnis dieser Wechselwirkung sein.
Oder wie Aristoteles es formulierte: «Denn auch der Nachkomme,
der seinen Erzeugern nicht gleicht, ist bereits eine Mißbildung:
vorbei- und herausgetreten ist nämlich die Natur bei solchen
gewissermaßen aus der Art. Der Anfang dazu geschieht bereits
bei der weiblichen Geschlechtsbildung statt der männlichen. Aber
diese ist der Natur unentbehrlich, weil die Art der geschlechtlich
getrennten Lebewesen erhalten werden muß.» - Robert Shapiro,
Der Bauplan des Menschen. Frankfurt am Main 1995 (zuerst 1991)
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