Blutspur  Die Wunde war tief, schrecklich tief: sie hatte den halben Hals durchschnitten . . . Nein, nirgends im ganzen Speisezimmer irgendein Indiz . . . außer dem Blut. Auch in den anderen Zimmern keines. Außer daß auch dort Blut war: offensichtliche Spuren in der Küche beim Spülbecken, aber so verdünnt, daß es wie Froschblut war: und viele scharlachrote Tropfen, runde und verspritzte, wie sie eben entstehen, wenn man Blut auf die Erde tröpfeln läßt: wie Sternchen. Diese Tropfen, diese schrecklichen Tropfen zeigten einen deutlichen Weg: vom noch lebenden Hindernis des Körpers, von der körperwarmen Zeugenschaft der Toten - Liliana! - bis zum Spülbecken in der Küche, zur Eiseskälte und zur Waschung: zur Eiseskälte, die uns von jeder Erinnerung befreit. Viele Tropfen, im Speisezimmer, da, von denen fünf oder sechs in das andere Blut hineingefallen waren, in diese ganze gräßliche Bescherung, die Flecken und die große Lache, wo sie dann mit den Füßen hineingetrampelt und es herumgetragen hatten, diese gottverdammten Eselsköpfe. Viele auch draußen auf dem Korridor, und viele in der Küche; und einige davon verwischt, wie wenn man sie mit der Schuhsohle hätte verreiben wollen, damit man sie nicht so sah auf den weißen Steinplatten, den sechseckigen. - Carlo Emilio Gadda, Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana. München 1988

Blutspur (2) Die Aufnahme von Blutspuren ist mit besonderer Sorgfalt vorzunehmen. Ihre richtige Durchführung ist oft mit nicht unerheblichen technischen Schwierigkeiten verbunden, da sie sich sehr häufig auf Objekten finden, von welchen sie sich nur schwer abheben. Extrem schwierig gestaltet sich das Photographieren von Blutspuren z. B. auf Mauerflächen mit Mörtelbewurf oder auf Kiesböden, da die Unebenheiten dieser Substrate, wenn sie z. B. sonnenbeschienen sind und die Aufnahmen, was mitunter wichtig ist, in gleicher Größe durchgeführt werden müssen, bei einseitiger Beleuchtung starke Schlagschatten werfen, die in ihrer Form und in ihrem Helligkeitswerte auf dem Photogramm weitere bzw. größere, anders geformte Blutflecke vortäuschen. In diesen Fällen hilft man sich damit, daß man die Schattenbildung durch Blendflächen verhindert. Sehr schwer lassen sich Blutflecke auf dunklen Flächen, z. B. Erde, dunklen Steinen, auf Blättern, Baumrinden, dunklen Stoffen oder Möbelbezügen, Kleidern und Tapeten photographieren. Hier muß meistens künstliche Beleuchtung zu Hilfe genommen werden. In ihrer natürlichen Größe aufzunehmen sind Blutspuren wie z. B. Tropfspuren, wenn es sich darum handelt, aus der genauen Form der Blutstropfen Schlüsse auf die Richtung der Fortbewegung ziehen zu können, welche ein Verletzter, das Opfer oder der verwundete Täter, eingeschlagen hat. Das rein deskriptive Photogramm der Tropfspuren kann hier explorative Wirkung haben, deren Zustandekommen sich auf die Kenntnis der überaus charakteristischen Formveränderungen gründet, welche ein Flüssigkeitstropfen beim Auffallen auf eine Fläche erleidet. Der durch einen Blutstropfen erzeugte Fleck ist nämlich von verschiedener Art, je nachdem er seine Entstehung einer in Ruhe befindlichen oder einer gehenden Person verdankt. Im ersteren Fall ist der Fleck mehr oder minder kreisrund mit deutlich zentrifugal angeordneten Ausstrahlungen an seiner Peripherie, im letzteren Falle ist er eiförmig verzogen und zwar um so mehr, je schneller die Bewegung war. Er weist unter Umständen Erscheinungen von der Form eines Kegels auf oder noch häufiger mehr oder minder langgezogene Spritzer, die hier aber nicht peripherisch gelagert sind, sondern in ihrer Gesamtheit stets nach jener Richtung weisen, welche der Gehrichtung entspricht. Die Photogramme können einen Beleg dafür bilden, daß der Verletzte nicht sofort tot zusammenbrach, sondern nach der erhaltenen Verletzung noch zu gehen im Stande war.  - (net)
 

BlutSpur

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