Blut, verderbtes  »Wenn ich mir meine älteren Brüder, diese Festungen, ansah, wäre ich fast gestorben vor Neid - wenn ich sah, wie verschieden sie von mir waren, Menschen aus einem Guß, heiter und stark, als ob sie aus einem Braúna-Baum oder aus einem Pfefferbaum, aus den Steinen und aus den Feldern des Sertão hervorgewachsen wären. Es schien mir so, als könnten ihnen weder Bosheit noch Sünde, weder Schwäche noch Gemeinheit jemals etwas anhaben, selbst wenn sie mitten im schlimmsten Streit um Grund und Boden begriffen waren. Alles, was mich brandmarkte und korrumpierte, ging an ihnen vorüber, ohne sie zu erschüttern. Vor allem Manuel, der Älteste, blieb von alledern ganz unberührt, vielleicht weil er inmitten seiner Kinderschar den Boden bearbeitete und Vieh züchtete. Aber selbst die beiden anderen, Francisco und Antônio, die in die Kämpfe und Gefechte des Hinterlandes verwickelt waren, der eine als Polizeioffizier, der andere als Leibwächter eines Grundherrn, töteten und setzten ihr Leben aufs Spiel; sie verübten Untaten und erhielten sich dennoch einen Kern von Reinheit und Kraft, der es verhinderte, daß sie ganz ins Niederträchtige absinken konnten. Warum hatte nur ich das Pech, Pedro, mit solch verdorbenen Anlagen auf die Welt zu kommen? Warum war ich für die Hurerei, die Possenreißerei, die Akademie und das Priesterseminar wie geschaffen? Ich weiß es nicht, aber ich weiß wohl, daß ich schuldhafter und verdorbener bin als meine Brüder. Allerdings hatte dabei auch der Zufall seine Hand im Spiel. So war ich der letzte der ehelichen Söhne; und da mein Vater seine Nachkommenschaft durch meine vier älteren Brüder als gesichert betrachtete, sollte ich der Priester der Familie werden. Ganz besonders aber mußte ich über mein verderbtes Blut nachdenken, als alle Leute, sobald mein Vater meinen bevorstehenden Umzug ins Priesterseminar erwähnte, behaupteten, von all seinen Söhnen sei ich der einzige, der, nach dem Gesicht zu schließen, die Veranlagung dazu hätte, Priester zu werden. Die Leute ahnten also, daß ich jene Mischung aus Sünde, Blut und Gewissensbissen in mir trug, die einen Priester möglich macht. Die Priester tun mir unendlich leid, Pedro . ..«

»Mir auch«, fiel Pedro ein.   - (stein)

 

Blut Verderbtheit

 

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