Blinde  Blinde mag ich nicht besonders - wie übrigens die meisten Tauben. Einmal habe ich in Mexiko zwei Blinde nebeneinander sitzen sehen, und einer war dabei, den anderen zu masturbieren. Da war ich doch etwas befremdet.

Ich frage mich immer, ob die Blinden, wie man behauptet, wirklich glücklicher sind als die Tauben. Ich glaube es nicht.  -  Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985

Blinder (2)  Von all den Blinden der Welt mag ich einen besonders wenig, das ist Jorge Luis Borges. Natürlich ist er ein guter Schriftsteller, aber die Welt ist voll von guten Schriftstellern. Und nur deshalb, weil er ein guter Schriftsteller ist, respektiere ich niemanden. Dazu bedarf es anderer Qualitäten. Borges, den ich vor sechzig Jahren zwei- oder dreimal getroffen habe, kommt mir ziemlich dünkelhaft und selbstherrlich vor. Seine Äußerungen haben für mich etwas Professorales - „sienta cátedra", wie man im Spanischen sagt - und etwas Exhibitionistisches. Ich mag seinen reaktionären Ton nicht und auch nicht seine Verachtung Spaniens. Gut reden kann er, wie viele Blinde. Wenn er mit Journalisten spricht, kommt er in seinen Antworten zwanghaft stets auf den Nobelpreis zu sprechen. Es ist ganz klar, davon träumt er.

Dagegen hat es einen tiefen Eindruck auf mich gemacht, daß Jean-Paul Sartre, als die schwedische Akademie ihm den Nobelpreis verlieh, die Auszeichnung und das Geld ablehnte. Als ich davon in der Zeitung las, habe ich Sartre sofort ein Glückwunschtelegramm geschickt.

Natürlich kann es sehr gut sein, daß ich, wenn ich Borges heute begegnete, meine Meinung über ihn völlig ändern würde.    -  Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985

 

Blindheit

 

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