lickfeld Wie wackelt und schwankt diese Felsgräte vor mir! Nun steigt sie ganz plötzlich bis zum Himmel und schwebt eine bange Sekunde lang drohend über mir, um ebenso plötzlich aus meinem Blickfeld abzusinken.
Mein Blickfeld! Als ob es so etwas noch gäbe! Ich sitze wie
eingesperrt zwischen den Kulissen einer mit Versatzstücken vollgepfropften Bühne.
Senkrecht stehend, waagerecht schwebend, schief steigend und fallend — wild
kreuzen sich die Linien. Hundert Quertäler leiten mit ihren Durchblicken die
Augen in die Irre. Kaum komme ich einmal dazu, mich zurechtzufinden, und schon
reißt eine neue Sturmwoge mich im rechten Winkel herum oder dreht mich ganz
um, und ich darf mich aus meinen Schuttbergen neu herausfitzen, Zunächst mache
ich eine Entdeckung: endlich begreife ich die Ursache mancher Flugunfälle im
Gebirge, die das Fehlen jeglichen Nebels rätselhaft machte. Die Flieger haben
in einem verhängnisvollen Augenblick in dieser tanzenden Landschaft Steilhänge
und waagerechte Bänder verwechselt.
- Antoine de Saint-Exupéry, Wind, Sand und Sterne.
Düsseldorf 1976 (zuerst 1939)
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