lick, vorwurfsvoller  Dann sah ich mich, aber nicht mich selbst. Das heißt, ich sah mich nicht vor dem Spiegel stehen. Vor dem Spiegel war nichts. Von der Nachttischlampe war das Bett grell erleuchtet, und mein Körper lag darauf, ein nackter Arm hing auf den Boden herab und das Gesicht war ganz weiß, blutleer.

Ich glaube, ich schrie. Aber meine eigenen Hände erstickten den Schrei. Ich wagte nicht, mich umzudrehen, ganz aufzuwachen. Bei meiner Benommenheit konnte sich nicht einmal die absurde Irrealität des Ganzen durchsetzen. Vor dem Spiegel stehend, der nicht mein Abbild -wiedergab, betrachtete ich weiter, was es da hinter mir gab. Langsam begriff ich, daß ich auf dem Bett lag und gerade gestorben war.

Der Alptraum... Nein, das war es nicht. Das hier war die Realität des Todes. Aber -wieso ...?

»Wieso...?«

Es gelang mir nicht, die Frage zu formulieren. Ein bestürzendes Gefühl, daß sich etwas Unausweichliches vollzogen hatte, drang in mein Bewußtsein. Ich glaubte klar zu sehen, alles schien geklärt. Aber ich wußte nicht, was es war, das ich klar sah, und wie alles sich klären konnte. Langsam wandte ich mich vom Spiegel ab und betrachtete das Bett.

Es war ganz normal. Ich sah, daß ich etwas auf der Seite lag, daß mein Gesicht und die Armmuskeln starr zu werden begannen. Mein wirres, glänzendes Haar war feucht von einem Todeskampf, den ich geträumt zu haben glaubte, von einem verzweifelten Todeskampf vor dem völligen Erlöschen.

Ich näherte mich meinem Leichnam. Ich berührte eine Hand, und ihre Kälte ließ mich zurückweichen. Im Mundwinkel hing ein Speichelfaden, und Blutstropfen leuchteten auf dem zerknautschten, unförmigen Kopfkissen, das fast unter dem Rücken lag. Die Nase, plötzlich spitz geworden, wies Äderchen auf, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Mir wurde klar, wie sehr ich gelitten haben mußte, bevor ich starb. Meine Lippen waren zusammengepreßt, boshaft hart, und zwischen den halb geöffneten Lidern blickten mich meine blaugrünen Augen mit starrem Vorwurf an.  - Julio Cortázar, Die Nacht auf dem Rücken. Die Erzählungen Bd. 1. Frankfurt am Main 1998