lick, verhexter Oder war ihnen in dem Bus wieder der Blick so verhext, durch all die merkwürdigen Wolkenformen in all den Sierra-Pässen, oder durch was sonst?, daß sie im Frieden den Krieg sahen? in einem Steinblock einen denselbigen vortäuschenden, nachgemacht aus Papiermache und in Gesteinsfarbe angemalt, »in Wirklichkeit« der Deckel für einen darunter versteckten Panzertank? hinter der Fassade des scheinbaren Holzstoßes das Stapellager aus Maschinengewehren? so wie einst der Held des in den Gegenden spielenden Buchs in jedem Schafhirten einen Raubritter sah?
Oder war das inzwischen eine Zeit, verschieden von der damaligen, und die durch die Luft säbelnden Windmühlenflügel stellten jetzt in der Tat etwas anderes dar als bloße »Windmühlenflügel«, nicht gerade »böse Riesen«, aber doch etwas anderes? und ebenso konnte es sich etwa auch verhalten mit diesem unversehens um eine Felsecke rollenden scheinbaren Ball? mit diesen quer durch das Tal aufgepflanzten Vogelscheuchen? mit diesen hinten auf dem Lastwagen jetzt vorbeitransportierten, dichtgeschichteten nackten Kleiderpuppen?
Und wer konnte wissen, ob jene »in Wirklichkeit« stockhäßliche oder gar inexistente
Auserwählte des Helden in dem unsterblichen Buch nicht möglicherweise doch genau
so schon und edel, ja noch unendlich edler und schöner und insbesondere existenter
war und ist, als ihr Freier sie sich ausgemalt hat und ausmalt? und daß sie
genau in dem Manchadorf, wo er sie sich einbildet, auf ihn gewartet hat, auf
ihn wartet und, die Schönheit und die Jugend und das Dasein in Person, weiter
auf ihn warten wird? - Peter Handke, Der Bildverlust. Frankfurt
am Main 2002
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