lasebalg

Blas!

 - Goya, Caprichos. Zürich 1972 (detebe 33/1, zuerst 1799)

Blasebalg (2)   Da ich seit einiger Zeit an einer schwachen Kolik litt, brachte mich mein Führer in ein Zimmer, wo ein großer Arzt wohnte, welcher durch die Behandlung dieser Krankheit berühmt geworden war. Derselbe kurierte durch ein Instrument, mit dem er je nach Bedarf verschiedenartige Wirkungen erzielte. Er hatte nämlich einen großen Blasebalg mit einem langen und schmalen Mundstück aus Elfenbein. Dieses führte er nun acht Zoll den Anus hinauf, und wenn er die Luft einzog, behauptete er, könne er die Eingeweide hierdurch so schlaff machen wie eine getrocknete Blase. War aber die Krankheit zu hartnäckig und heftig, so steckte er die Mündung in den Leib des Parienten hinein, während der Blasebalg voll Wind war, und entlud denselben in die Eingeweide; alsdann zog er sein Instrument zurück, um es wieder zu füllen, hielt aber unterdessen mit seinem Daumen die Öffnung des Hinteren zu. Nachdem dies drei- oder viermal wiederholt sei, müsse der hinzugekommene Wind nach seiner Behauptung sich herausdrängen und den schädlichen mit sich fortreißen, wie man Wasser in eine Pumpe schütte, um sie zu reinigen. Alsdann sei der Patient gänzlich hergestellt. Ich sah, wie er beide Experimente bei einem Hunde machte, konnte jedoch keine Wirkung des ersteren bemerken. Nach dem zweiten war das Tier dem Bersten nahe und machte eine so furchtbare Entladung, daß es für mich und meinen Führer sehr ekelhaft war. Der Hund starb auf der Stelle, und wir verließen den Doktor, als er ihn durch dieselbe Operation wieder zum Leben zu erwecken versuchte. - (gul)

Blasebalg (3)  Der Wirt sagte zu Eulenspiegel, daß ihn der reiche Mann als emen Gaukler ansehe; darum habe er ihn nicht zu Gast geladen. Eulenspiegel gab sich damit zufrieden. Er dachte aber: Bin ich ein Gaukler, so sollte ich ihm die Gaukelei beweisen. Und ihn ärgerte doch, daß der Mann ihn so verschmäht hatte.

Es war bald nach Sankt-Martins-Tag, als das Gastmahl stattfand. Der Wirt saß mit seinen Gästen in einem köstlichen Gemach, wo er ihnen das Mahl gab. Und das Zimmer war unmittelbar neben der Wand des Hauses wo Eulenspiegel wohnte. Als sie beim Mahl saßen und sehr guter Dinge waren, kam Eulenspiegel und bohrte ein Loch durch die Wand, die an das Gemach stieß, in dem die Gäste saßen. Dann nahm er einen Blasebalg, machte einen großen Haufen seines Drecks und blies mit dem Blasebalg durch das von ihm gebohrte Loch in das Zimmer. Das stank so übel, daß niemand in dem Gemach bleiben wollte. Einer sah den andern an: Der erste meinte, der zweite rieche so, der zweite meinte, es sei der dritte. Eulenspiegel aber hörte mit dem Blasebalg nicht auf, so daß die Gäste aufstehen mußten und vor Gestank nicht länger bleiben konnten. Sie suchten unter den Bänken, sie kehrten in allen Winkeln, nichts half. Niemand wußte, wo der Gestank herkam, so daß jedermann nach Hause ging. - (eul)

Blasebalg (4)   Der Wind in den Lenden der cholerischen Männer ist mehr feurig als windig; er hat zwei Zelte unter sich, in die er wie in einen Blasbalg bläst. Und diese zwei Zelte umgeben den Stamm aller Kräfte des Mannes und sind ihm, gleich kleinen Bollwerken, die neben einem Turme stehen und diesen verteidigen, Hilfe. Die Zahl dieser Gezelte ist zwei, damit sie mit desto größerer Stärke den Stamm umgeben, stützen und halten, und damit sie desto besser diesen Wind aufnehmen und an sich ziehen und dann wieder ausblasen wie zwei Blasebälge, die zu gleicher Zeit in das Feuer blasen. Und wenn sie dann diesen Stamm in seiner Kraft aufrichten, halten sie ihn fest, und also grünt dieser Stamm zur Nachkommenschaft.  - (bin)

Blasebalg (5) 

Blasebalg (6) 

- Georges Pichard

 

Werkzeug Blasen

 

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