lässe   Morgens sieht man auch die Lebemänner von ihren Freudenmädchen kommen. Blaß und mitgenommen, schleppen sie eher Furcht als Gewissensbisse mit sich; den ganzen Tag werden sie seufzen über die verschwendete Nacht; aber Ausschweifung oder Gewohnheit ist ein Tyrann, der sie am nächsten Tag wieder packen wird und der sie langsamen Schritts zum Grab schleift.

Noch blasser verlassen die Spieler ihre finsteren oder wohlbekannten Spielhöllen; die einen schlagen sich vor den Kopf und halten sich den Bauch unter verzweifelten Blicken zum Himmel; die anderen nehmen sich fest vor, an den Tisch zurückzukehren, der ihnen Glück brachte und sie am nächsten Tag wohl im Stich lassen wird. - (merc)

Blässe (2)  In der Dämmerung haben wir alle unsere Kranken ins Haus gebracht, nachdem man sie aufgerufen hatte. Dann wird noch eine Runde durch die Zimmer gemacht, hauptsächlich um zu verhindern, daß die Aufgeregten vor dem Einschlafen gar zu wild onanieren. Besonders an Samstagen ist es wichtig, sie zu beruhigen, sonst sind sie am Sonntag, wenn ihre Verwandten sie besuchen kommen, zu blaß. - (reise)

Blässe (3)  Übrigens war, nach einem Gipsabguss zu schließen, den ich in London kaufte, sein Äußeres durchaus normal und, was seine Gesichtszüge anbelangt, geradezu gewöhnlich. Etwas jedoch war auffallend und passte merkwürdig gut zu seiner angeborenen Tigernatur: Sein Gesicht zeigte stets eine geisterhafte, blutleere Blässe. »Man könnte glauben, in seinen Adern ranne nicht rotes Lebensblut, das im Aufwallen der Scham, des Zornes oder des Mitleids die Wange röter färbt, sondern ein grünlicher Saft, der aus keinem Menschenherzen quillt«, versicherte mir eine Dame. Sein Blick war glasig und er stierte als ob er irgendein ferneres Opfer belauere.

So abstoßend seine Erscheinung aber auch gewesen sein mag, muss er es, der Aussage vieler Konkurrenten und der stummen Beweiskraft der Tatsache nach, doch verstanden haben, durch glattes, einschmeichelndes Benehmen bei unerfahrenen weiblichen Wesen in Gunst zu setzen, trotz seiner unheimlichen, geisterhaften Physiognomie. Ein vielumworbenes Mädchen, das Williams unzweifelhaft zu ermorden beabsichtigte, bezeugte, dass er sie einmal unter vier Augen gefragt habe: »Was würden Sie sagen, Miss R., wenn ich um Mitternacht, mit einem Tranchiermesser bewaffnet, neben Ihrem Bette stände?« Und das vertrauensselige junge Mädchen antwortete: »Wenn es ein anderer wäre, Mr. Williams, würde ich vor Entsetzen außer mir sein. Doch sobald ich Ihre Stimme hörte, wäre ich ganz beruhigt.« Armes Ding! Hätte Mr. Williams diese Mordskizze ausgearbeitet, so würde ein gewisser Blick in dem leichenhaften Gesicht, ein gewisser Klang in der unheilvollen Stimme ihre Ruhe auf ewig zerstört haben. - (quinc)

Blässe (4)

- Paul Delvaux (?)

Gesicht Hautfarbe
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