lack Box  Wie baut man eine »black box«? Daß das überhaupt möglich ist, daß ohne alle vorherigen Pläne und Berechnungen, ohne die Suche nach Algorithmen ein System von beliebigem Komplexitätsgrad konstruiert werden kann, wissen wir, weil wir selbst »black boxes« sind. Unsere Körper gehorchen uns, wir können ihnen bestimmte Befehle erteilen, und doch kennen wir nicht (das heißt: müssen wir nicht kennen; diese Kenntnis ist nicht unerläßlich) ihre innere Einrichtung. Hier taucht wieder das Problem des Springers auf, der springen kann, aber selbst nicht weiß, wie er das macht, also keine Kenntnis von der Dynamik der nervös-muskulären Abläufe besitzt, deren Resultat der Sprung ist. Demnach ist also jeder Mensch ein hervorragendes Beispiel eines Apparats, dessen wir uns bedienen können, ohne seinen Algorithmus zu kennen. Einer der »uns am nächsten stehenden Apparate« im ganzen Kosmos ist unser eigenes Gehirn, denn wir haben es ja im Kopf. Trotzdem wissen wir bis zum heutigen Tage nicht genau, wie dieses Gehirn funktioniert. Seine Mechanismen introspektiv zu erforschen, ist, wie die Geschichte der Psychologie zeigt, in höchstem Maße trügerisch und führt zu den allerverkehrtesten nur denkbaren Hypothesen. Das Gehirn ist so gebaut, daß es, während es uns das Handeln erleichtert, gleichzeitig »im verborgenen« bleibt. Das liegt natürlich nicht an der Perfldie unseres Konstrukteurs — der Natur —, sondern ist lediglich eine Folge der natürlichen Auslese: Sie stattete uns mit der Fähigkeit des Denkens aus, weil diese evolutionär vorteilhaft war, und deshalb denken wir — obwohl wir nicht wissen, wie es geschieht, daß wir denken, weil es nicht »im Interesse« der Evolution lag, uns ein solches Wissen zu bescheren. Sie hat vor uns nichts verheimlicht, sondern nur bei ihren Werken jegliches Wissen, das »von ihrem Standpunkt aus« überflüssig war, verdrängt.  - (sum)
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