Bigfoot Takeshi Fumimota tauchte immer wieder mal in Tokio auf, und zwar im Zusammenhang mit Ermittlungen, die sich mit der mysteriösen Auslöschung eines Forschungsinstituts des schattenhaften, weltumspannenden Konzerns «Chipco» befaßten. Etwa eine Woche nach Brock Vonds Ankunft stand Takeshi dort, wo sich gestern noch ein Forschungslabor befunden hatte, am Rand des gewaltigen Fußabdrucks eines Tieres. Vom Standpunkt der Versicherung war die Sache ein Totalschaden. Dabei war allerdings niemand verletzt worden, denn die ganze Sache hatte sich während einer Evakuierungsübung ereignet. Merkwürdig!

Takeshi spähte durch den Nieselregen des trüben Morgens, konnte aber nicht einmal die andere Seite des fußförmigen Kraters erkennen. Vom Rand hier oben waren gerade noch die gelben Kopflampen der Spurensicherer weit unten auszumachen, die von allem, selbst den kleinsten Splittern, Proben für die Laboruntersuchung nahmen. Hier und da begannen die Kanten des Fußabdrucks abzubröckeln.

Takeshi machte sich vorsichtig an den Abstieg und stellte fest, daß bereits ein ganzes Netz von Plastikplanken und provisorischen Ampeln installiert war. Es herrschte dichter Verkehr. An einer Ausweichstelle blieb er stehen, goß sich einen Kaffee aus seiner Thermosflasche ein und nahm noch eine Amphetaminkapsel. «Wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis wir dieser Sache auf den Grund gekommen sind», sagte er kichernd und zog damit ein oder zwei befremdete Blicke auf sich. Ein weiterer eigenartiger Umstand war, daß «Chipco», wie ihm sein ehemaliger Mentor Professor Wawazume, der exzentrische Präsident von «Wawazume Life & Non-Life» gestern abend am Telefon mitgeteilt hatte, kürzlich zu der Inlandtransportversicherung eine zusätzliche Pauschalpolice «gegen Beschädigung durch alle Arten von Tieren» beantragt hatte. Der zerstörte Komplex lag an einem abgelegenen Teil der Küste, und «Chipco» konnte ohne weiteres geltend machen, daß etwas aus dem Meer gestiegen war und mit einem Fuß am Strand gestanden und mit dem anderen das Labor zertrampelt hatte. Da das Ganze bei Ebbe passiert war, war ein etwaiger zweiter Fußabdruck im Sand von der nächsten Flut getilgt worden. «Ganz klar ein Reptil», hatte der Professor zusammengefaßt, «oder aber das Werk eines, hm, verärgerten Umweltschützers.» Als Takeshi den Unglücksort aus der Luft sah, wollte er eine weitere profane Möglichkeit nicht mehr ausschließen: Profiarbeit. Es gab in der Gegend einige hochspezialisierte Pyrotechniker - Spezialeffektleute aus Filmstudios, amerikanische Vietnamveteranen, ein paar Yakuza vielleicht. Takeshi kannte die meisten dieser Jungs und Mädels, aber sie waren nicht immer leicht aufzuspüren, und sie unter die Lupe zu nehmen konnte eine ziemlich knifflige Sache werden. Dieser Abdruck mit der Schuhgröße 20000 konnte von der Ferse bis zur Klauenspitze ein Spezialjob gewesen sein.  - Thomas Pynchon, Vineland. Reinbek bei Hamburg 2015

Fabeltiere

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme