iblioheksbenutzerin
Die »Dame mit dem Mortadellagesicht« hatte die Angewohnheit, sich an ihrem
Tisch hinter einer beachtlichen Anzahl von Büchern (meistens sehr umfangreichen
Wörterbüchern) zu verschanzen. Sie stapelte sie auf drei Seiten des ihr vorschriftsmäßig
zugewiesenen Territoriums zu einer Art Festung auf, ließ aber in diesen Mauern
Zwischenräume, ähnlich den Pechnasen der mittelalterlichen
Burgen, durch die sie auf ihre Gegenüber und Nachbarn das geschmolzene Blei
und das kochende Öl derartig übelwollender Blicke ausgoß, daß nur wenige dem
zu widerstehen vermochten; und wenn sie nicht schleunigst flohen, ließ sie sorgfältig
kalllgraphierte Botschaften auf ihren Tisch fallen, die über ihre physische
Erscheinung, ihre Lebensgewohnheiten, ihre bucklige Verwandtschaft und ihre
Zukunft Beleidigungen von solch obszöner Grobheit enthielten, daß man einmal
sogar hatte erleben müssen, wie der Autor eines Argotwörterbuches, dem diese
Behandlung widerfuhr, rot wurde wie eine englische Oberschülerin zur Zeit der
Königin Viktoria. - Jacques
Roubaud, Die schöne Hortense. München 1992 (zuerst 1985)
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