ewerbung  Hymie der Mäher war ein Gangster aus Philadelphia, der nach einer Auseinandersetzung mit seinen Partnern in die große Stadt gekommen war, unterm Arm eine Thompson-MPi, eingewickelt in blauweiß kariertes Wachstuch. New York war für MPi-Arbeit kein so ergiebiges Pflaster wie Philadelphia. Die Thompson setzte ungefähr ein Jahr lang Staub an, während Hymie mit einer Pistole mittelprächtige Zocker in Harlem ausnahm und so seine laufenden Ausgaben bestritt.

Drei oder vier Monate, nachdem sich Sue bei ihm einquartiert hatte, machte er einen auf den ersten Blick vielversprechenden Kontakt mit der Vorausabteilung jener Crew, die von Chicago nach New York kam, um auch hier das organisierte Verbrechen heimisch zu machen. Doch die Boys aus Chi wollten nicht Hymie, sie wollten die Thompson. Als er ihnen das Schmuckstück zeigte, das seiner Bewerbung den nötigen Schliff verleihen sollte, schössen sie ihm Löcher in den Kopf und nahmen die Knarre mit.

Sue Hambleton beerdigte Hymie, verbrachte ein paar einsame Wochen, in denen sie einen Ring versetzen mußte, um nicht zu verhungern, und dann bekam sie einen Job als Kellnerin in einer Flüsterkneipe, die von einem Griechen namens Vassos geführt wurde.

Zu den Stammgästen der Kneipe gehörte Babe McCloor, ein muskelbepackter, 215 Kilo schwerer Riese von schottisch-irisch-indianischer Abstammung mit schwarzen Haaren und blauen Augen,

der sich gerade erholte von den fünfzehn Jahren, die er im Zuchthaus von Leavenworth brummen mußte, weil er die meisten der kleineren Postämter zwischen New Orleans und Omaha ausgeraubt und dabei als Totalschäden hinterlassen hatte. Während er sich erholte, beschaffte er sich das Geld für seine Drinks, indem er in dunklen Straßen ein bißchen mit Passanten herumspielte.

Babe mochte Sue. Vassos mochte Sue. Sue mochte Babe. Vassos mochte das gar nicht. Die Eifersucht verleitete den Griechen zu einer unüberlegten Handlung. Als Bäbe eines Abends Einlaß begehrte, machte er ihm nicht auf. Babe kam trotzdem herein und brachte Teile der Tür gleich mit. Vassos holte seine abgesägte Schrotflinte hervor, konnte aber Sue nicht abschütteln, die seinen Arm festhielt. Er ließ es sein, als Babe ihm jenen Teil der Tür verpaßte, an dem sich der Messingknauf befand. Babe und Sue verließen gemeinsam die Kneipe. - Aus: Hans Hillmann. Fliegenpapier. Nach Dashiell Hammetts Kriminalgeschichte Flypaper. Frankfurt am Main 1990.

Bewerbung (2) Von außen machte das Haus keinen schlechten Eindruck, aber auch keinen guten. Eigentlich machte es gar keinen Eindruck. Die Haustür stand offen, weil das Schloß kaputt war. Ein Firmenschild war nicht zu entdecken. Auf dem Briefkasten stand nur »Schröder«. Sie stieg die Treppe hinauf, ohne den Handlauf zu berühren. Die Wohnung lag im obersten Stockwerk. Auch hier kein Hinweis auf die Tätigkeit des Mieters, nur der Name stand an der Tür. Die Klingel war eine schrille Zumutung.

»Ist offen!«

Eine schummrige Diele, plärrende Musik aus dem Zimmer gegenüber. Beim Eintreten stellte sich eine gewisse Schockwirkung ein. Der Raum war nicht chaotisch, er war das Chaos schlechthin. Die zwei gegeneinander gestellten Schreibtische waren durch Unmengen an Papier getarnt. Auf einem standen drei Telefone, ein graues, ein sandfarbenes, ein grünes, ein Tonbandgerät und eine Zwei-Liter-Thermoskanne. Daneben ein Pappteller, auf dem Plunderteilchen lagen und ein pinkfarbenes Osterei.

»Hallo, da sind Sie ja.«

»Tagchen.«

Als Wolfgang Schröder aufstand, war er einsachtzig groß. Durch seine dunklen Haare zogen sich hier und da silberne Fäden. Sie hoffte für ihn, daß da kein Frisör im Spiel gewesen war. Den Festtag ignorierend, hatte er sich nicht rasiert. Er erinnerte sie an Joschka Fischer beim Versuch, auf Alain Delon zu machen.

»Nett haben Sie es.«

»Freut mich, daß es Ihnen gefällt. Warten Sie.«

Er hob einen Karton vom Stuhl und warf ihn krachend auf die Seite. Christiane schaute sich um. Wirklich bemerkenswert. Es gab keinen Quadratzentimeter in diesem Raum, der nicht Spuren von Verwüstung aufwies. Und überall Papierhaufen, wirklich Haufen. Sie setzte sich, holte Blättchen und Tabak aus der Tasche und fing an, sich eine zu drehen.

»Fröhliche Ostern«, sagte Schröder. »Find ich nett, daß Sie sich am heiligen Feiertag der Mühe unterziehen.«

Chris rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. Sie fand, das paßte hierhin.

»Ja, die Knete«, sagte er traurig. Er holte eine Tasse, goß ihr Kaffee ein und schob Zucker und Milch in ihre Nähe.

»So.«

Die Tasse war sauber. Äußerlich jedenfalls.

»Und die Stelle ist noch frei?«

»Aber immer. Ich hab alle anderen Bewerberinnen abgelehnt.«

Eine Weile sagten sie nichts, rauchten und tranken Kaffee. Es war kein peinliches Schweigen, sie fixierten sich. Er hatte einen offenen Blick, als er sie in Augenschein nahm. Dabei verzichtete er auf das alberne Spielchen, ihr nur ins Gesicht zu sehen und sonst nirgendwohin. Aber er ließ ihr die Kleidung an. Das wollte sie ihm auch geraten haben. Ehrlich gesagt, zog sie auch selten die Blicke von Männern auf ihre fünfundfünfzig busenlosen Kilo. Sie griff sich eins der klebrigen Plunderstücke, »Teilchen« sagte man hier dazu. Es schmeckte nach näherrückendem Verfallsdatum.

»Ich hätte Sie wahnsinnig gern zum Essen eingeladen, aber ich hab heute meinen Diättag.«

»Ich nicht.«

»Wollen Sie noch ne Schnecke?« - Conny Lens, Die Sonnenbrillenfrau. Ein Steeler-Straße-Krimi. Zürich 1990 (Haffmans-Tb. 1074)

Bewerbung (3)  Zum ersten habe ich sehr leichte und starke Brücken, die sich ganz bequem transportieren lassen, so daß man dem Feinde mit ihnen folgen oder auch einen Rückzug auf ihnen bewirken kann, und andere, die im Feuer und im Gefecht sicher und unverletzlich sind und leicht und mühelos abbrechen und wieder aufbauen lassen. Auch weiß ich die Brücken des Feindes zu verbrennen und zu zerstören.

Zum anderen verstehe ich bei der Belagerung eines Platzes das Wasser aus den Gräben abzuleiten und mancherlei Brücken, Mauerbrecher, Leitern und andere Vorrichtungen zu solchem Zwecke herzurichten.

Zum dritten. Wenn bei einer Belagerung die Bombarden nicht verwandt werden können, weil ein Ufer zu hoch oder Ort und Lage des Platzes zu fest ist, so kenne ich Mittel und Wege, und jede Burg oder andere Befestigung zu zerstören, wenn sie nicht etwa auf der Spitze eines Felsens angelegt ist.

Zum vierten habe ich ganz leichte und mühelos zu tragende Bombarden, mit denen man kleine Steine schleudern kann, fast wie ein Hagelwetter, und deren Rauch dem Feinde gewaltigen Schrecken einjagt, großen Schaden und Verwirrung stiftet usw.

Zum fünften verstehe ich mit Höhlen und gewundenen und geheimen Gängen ganz geräuschlos zu irgend einem angegebenen Punkte zu gelangen, selbst wenn man dabei unter Gräben oder Flüssen hindurchgehen müßte.

Zum sechsten. Ich werde geschüzte und sichere Wagen bauen, die unangreifbar sind und mit ihrer Bestückung mitten in die Feinde hineinfahren, so daß sie den größten Gewalthaufen überrennen. Hinter ihnen könnte die Infanterie ohne Gefahr und Hindernis folgen.

Zum siebten würde ich im Notfall Bombarden und Mörser in zierlichen und nützlichen Formen, die von dem herkömmlichen durchaus abweichen, herzustellen wissen.

Zum achten würde ich da, wo die Bombarden unwirksam sind, Katapulte bauen, Wurfmaschinen, Donnerbüchsen und andere höchst wirksame und ungewöhnliche Maschinen. Überhaupt würde ich für jeden einzelnen Fall verschiedene und mannigfaltige Vorrichtungen zum Angriff ersinnen.

Zum neunten habe ich auch mancherlei zum Angriff und zur Verteidigung auf See geeignete Geräte, sowie Schiffe, die selbst dem Feuer der schwersten Bombarden widerstehen würden, sowie Pulver und Rauch.

Zum zehnten. In Friedenszeiten glaube ich gute Dienste leisten zu können, im Vergleich zu jedem andern, in der Baukunst, in der Zeichnung von öffentlichen und privaten Gebäuden und in der Leitung von Wasser von einem Orte zum andern.

Ferner kann ich Marmor, Erz und Ton Bildwerke ausführen, ebenso leiste ich in der Malerei was irgend ein anderer, sei er wer er wolle, leisten würde. Auch werde ich jenes eherne Roß errichten, das für das glückliche Andenken Eures Herrn Vaters und des erlauchten Hauses Sforza ein unsterblicher Ruhm und eine ewige Ehre sein wird.

Wenn etwas von dem oben erwähnten irgend jemanden unmöglich und undurchführbar erscheinen sollte, so bin ich sehr gerne bereit, in Eurem Parke oder wo immer es Eurer Durchlaucht belieben wird, einen Versuch anzustellen. - Leonardo da Vinci an Lodovico il Moro, 1480

Bewerbung (4)  „Würden Sie bitte aufstehen und auf und ab gehen?"

Ich gehorchte, nachdem ich auch meine Zigarette losgeworden war.

„Sie haben einen erstklassigen Gang", befand er kennerhaft.

Jetzt stand er auf und trat zu mir.

„Einen erstklassigen Gang", wiederholte er. „Kann ich mal Ihre Beine sehen?"

„Meine Beine?"

„Ja, Ihre Beine. Was ist daran so ungewöhnlich? Kann sein, daß ich Ihnen eine Rolle in einem etwas freizügigeren Stück gebe. Also muß ich Ihre Beine sehen. Ich sehe mir alle Beine an..." Er seufzte, als war das so ermüdend für ihn, den ganzen Tag auf Beine zu schielen. „... Das gehört zu meiner Arbeit. Sie brauchen keine Angst zu haben, kommen Sie. Zum Schluß widern mich Beine an!"

„Und jetzt ist Schluß!"

„Oho! Wie witzig!"

„Wenn man das witzig nennen kann."

„Doch, doch. Sie könnten Klatschweib in einer Revue spielen oder beim Theater die Auftritte ankündigen. Um wieder auf die Beine zurückzukommen: für mich sind das Arbeitsgeräte, ebenso aufregend wie Zahnstocher. Kommt noch so weit, daß ich mich außerhalb der Bürozeit nur noch für Beinamputierte interessiere. Leider gibt's davon so wenige..."

Ich hätte die Hand dafür ins Feuer gelegt, daß das nie passieren würde.

Auf einen Wink von ihm zog ich meinen Rock bis zu den Knien hoch.

„Höher, wenn es Ihnen nichts ausmacht." Seine Stimme war jetzt kühl und unpersönlich.

Bitte. Er konnte feststellen, daß ich einen schwarzen Nylonstrumpfhalter und ein Spitzenhöschen trug... Erschreckt stieß ich einen leisen Schrei aus. Ich war bei der Vorführung wohl ein wenig zu weit gegangen. Das hatte ihm Appetit gemacht. Seine dreckige Pfote strich über meinen Schenkel. Mit dem freien Arm umfaßte er meine Schultern und zog mich zu sich ran. Dabei war er nichts weniger als anziehend. Immer sachte! Sehen, na gut. Aber nicht anfassen, du dickes Schwein! Auf die Gefahr hin, mein Haar in Unordnung zu bringen, versetzte ich ihm eins mitten ins Gesicht. Das beeindruckte ihn kaum. Sein Griff lockerte sich nicht, sondern schloß sich nur um so fester um mein Kostüm. Gauri lachte auf:

„Und jetzt mußt du mir noch deine Titten zeigen. Könnte ja sein, daß ich dich eine stillende Amme spielen lasse. Die sind bestimmt ganz hübsch."

Ich konnte mich etwas von ihm losmachen, genug, um mit meinen kleinen Fäusten gegen seine breite, schwabbelige Brust zu schlagen. Das entlockte ihm nur ein Lächeln:

„Na, was ist denn los, Schätzchen? Hast wohl noch nie vor 'ner Filmkamera gestanden, hm?"

Als Antwort darauf trat ich ihm mit meinen spitzen Absätzen auf die Zehen. Manchmal haben hohe Absätze auch ihr Gutes!

„Dreckiges kleines Biest!" war seine Reaktion.

„Ich kann auch kratzen", warnte ich ihn.  - Léo Malet, Wie steht mir Tod? Reinbek 1991 (rororo 12891, zuerst 1956)

Bewerbung (5)   Der Kaiser, unter dem ich lebte, wollte sich vermählen; und um eine bessere Auslese bei der Wahl seiner künftigen Kaiserin treffen zu können, ließ er verkünden, alle, die sich für hinreichend schön und bestrickend hielten, um der Würde des Throns gewachsen zu sein, sollten sich in Konstantinopel einfinden. Gott weiß, welcher Andrang da herrschte! Auch ich fand mich ein, und ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß ich mit meiner Jugend, meinen strahlenden Augen und meinem recht angenehmen und reizvollen Aussehen mir das Reich durchaus erringen können würde. Am Tag, als die Versammlung so vieler Thronprätenden-tinnen stattfand, taxierten wir einander mißtrauisch mit den Augen; und ich bemerkte mit unverhohlener Freude, daß meine Rivalinnen mich neiderfüllt anschauten. Endlich dann der Auftritt des Kaisers. Zunächst schritt er mehrere Reihen von Schönheiten ab, ohne ein Wort zu verlieren; als er aber an mir vorbeikam, taten meine Augen mir gute Dienste und bannten ihn, bis er innehielt. Wirklich, sagte er, mich mit eben der Miene anblickend, die ich mir insgeheim gewünscht hatte, die Frauen sind sehr gefährlich; sie können viel Übles anrichten. Ich glaubte, es handle sich nur darum, ein bißchen Geist zu zeigen, und schon sei ich Kaiserin; und in der aus Freude und Hoffnung gemischten Erregung, in der ich zitterte, raffte ich mich zu folgender Antwort auf: Zum Ausgleich, Herr, können die Frauen viel Gutes tun und haben es manchmal auch getan. Diese Antwort verdarb alles. Der Kaiser fand sie so geistvoll, daß er mich nicht zu heiraten wagte. - Ikasia, nach: Fontenelle, Totengespräche. Frankfurt am Main 1991 (zuerst 1683)

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