Bestreichen  Der Erfolg ermutigte sie, und voller Zuversicht nahmen sie die Ausübung der Medizin wieder auf; sie behandelten Chamberlan, den Küster, wegen seiner Rippen-sdimerzen, Migraine, den Maurer, der an einem nervösen Magenübel litt, die Mutter Varin, deren krebsartige Geschwulst unterm Schlüsselbein zu ihrer Ernährung Fleischpflaster verlangte; ferner einen Gichtkranken, den Vater Lemoine, der sich vor den Türen der Wirtshäuser herumtrieb, einen Schwindsüchtigen, einen einseitig Gelähmten und viele andere. Sie behandelten sogar Hühneraugen und Frostbeulen.

Nach der Untersuchung des Leidens verständigten sie sich mit Blicken, welche Art des Bestreichens anzuwenden sei, ob mit starkem oder schwachem Fluidum, aufwärts oder abwärts, zwei-, drei- oder gar fünffingrig. Wenn der eine genug hatte, vat der andere an seine Stelle. Waren sie dann nach Hause zurückgekehrt, so trugen sie ihre Beobachtungen in das Behandlungsbuch ein.

Ihr salbungsvolles Gebaren wirkte auf die Leute bestechend. Doch gab man Bouvard den Vorzug, und sein Ruf reichte sogar bis Falaise, als er die Barbée geheilt hatte, die Tochter von Vater Barbey, einem alten Kapitän, der weit herumgekommen war.

Sie hatte das Gefühl, als hätte sie einen Nagel im Hinterkopf, sprach mit rauher Stimme, nahm oft tagelang keine Nahrung zu sich und verschlang dann Gips und Kohlen. Ihre nervösen Krisen, denen krampfhaftes Schluchzen vorausging, endeten in einer Tränenflut, und man hatte schon alle Mittel versucht, von Kräuteraufgüssen angefangen bis zu den mit Brennzylinder eingebrannten Hautwunden, so daß sie, all dieser Kuren müde, Bouvards Anerbieten annahm.

Nachdem er die Magd fortgeschickt und die Tür zugeriegelt hatte, begann er ihren Unterleib zu drücken an der Stelle, wo die Eierstöcke sitzen. In Seufzen und Gähnen äußerte sich eine Art Wohlbehagen. Da legte er ihr einen Finger zwischen die Augenbrauen oberhalb der Nase; plötzlich wurde sie wie leblos. Wenn er ihre Arme hob, fielen sie wieder herab; ihr Kopf behielt die Stellungen bei, wie er sie wollte, und hinter den halbgeschlossenen Lidern, die krampfartig zitterten, sah man, wie die Augäpfel langsam hin und her rollten; verdreht blieben sie in den Winkeln stehen.

Bouvard fragte sie, ob sie Schmerzen habe; sie antwortete: nein; was sie jetzt wahrnehme? Sie sehe das Innere ihres Körpers.

»Was sehen Sie da?«

»Einen Wurm.«

»Was muß man tun, um ihn zu töten?«

Sie zog die Stirn in Falten: »Ich suche ..; ich kann nicht, ich kann nicht.«

Bei der zweiten Sitzung verschrieb sie sich einen Brennnessel-Aufguß, bei der dritten Katzenkraut. Die Anfälle wurden schwächer und hörten ganz auf. Es war wirklich wie ein Wunder.

Das Auflegen des Fingers auf die Nase hatte bei den ändern Patienten keinen Erfolg, und um den Somnambulismus herbeizuführen, planten sie die Anfertigung einer Mesmerschen Wanne. Pécuchet hatte sogar bereits Feilspäne gesammelt und einige zwanzig Flaschen gereinigt, als ein Bedenken ihn haltmachen ließ. Unter den Patienten würden sich auch Personen weiblichen Geschlechts befinden.

»Und was tun wir, wenn sie Anfälle von Liebestollheit kriegen?«   - (bouv)

Berührung

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VB

 

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