esonnenheit Mag
jeder tragen, was er kann, jedoch nur nicht das Maß seiner Kraft für
die Norm dessen halten, was dem menschlichen Geist überhaupt geboten werden
darf. Es gibt aber sonst ganz wackre Leute, die so schwerfälliger Natur sind,
daß sie den raschen Flug der erregten Einbildungskraft
irgendeinem krankhaften Seelenzustande zuschreiben zu müssen glauben, und daher
kommt es, daß man von diesem, von jenem Dichter bald sagt, er schriebe nie anders,
als berauschende Getränke genießend, bald seine phantastischen
Werke auf Rechnung überreizter Nerven und daher entstandenen Fiebers setzt.
Wer weiß es denn aber nicht, daß jeder auf diese, jene Weise erregte Seelenzustand
zwar einen glücklichen genialen Gedanken, nie aber ein
in sich gehaltenes, geründetes Werk erzeugen kann, das eben die größte Besonnenheit
erfordert. - E. T. A. Hoffmann, Serapionsbrüder