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Beschränktheit (2) Beziehungskiste Diese
ist meist 'intensiv', oft sogar 'wahnsinnig intensiv'. »Kiste«,
schreibt dagegen Wolfgang Prosinger in seinem Lexikon der Scene-Sprache,
1984, »bedeutet in der alternativen Sprache so viel wie Gefängnis, vulgo Knast.
Und in diesem Knast befinden sich zwei Menschen, welche eine Beziehung zueinander
unterhalten, die wegen ihrer kistenmäßigen Beschränktheit in einem gewissen
Widerspruch zur Freiheit steht. Trotzdem sind alle wie der Teufel hinter dieser
Kiste her.« - (eh)
Beschränktheit (3) Auf eine Verrücktheit
ist sie ihm gekommen. Sie hat etwas in Erfahrung gebracht. Wenn sie etwas gesehen
hat, weiß sie es zu verwerten. Sie sieht wenig
in ihrem Leben. Sie ist nie über die Stadtgrenzen hinausgekommen. Ausflüge macht
sie nicht, weil es schade ums Geld ist. Baden geht sie nicht, weil es unanständig
ist. Reisen mag sie nicht, weil man sich nirgends auskennt. Wenn sie nicht einkaufen
müßte, würde sie am liebsten immer zu Hause bleiben. Man wird sowieso von allen
Menschen angeschwindelt. Die Preise steigen von Jahr zu Jahr und früher war
alles anders. - Elias Canetti, Die Blendung.
Frankfurt am Main 200 (zuerst 1935)
Beschränktheit (4) In der Garnison galt Leonora Penderton für eine gute Gastgeberin, für eine ausgezeichnete Reiterin und sogar für eine ›große Dame‹. Trotzdem gab es etwas in ihrem Wesen, das ihre Freunde und Bekannten beunruhigte. Sie witterten etwas, das sie nicht unterbringen konnten. Das kam letzten Endes daher, daß Leonora ein wenig beschränkt war.
Diese traurige Tatsache trat weder auf Gesellschaften noch in den Stallungen
noch an ihrem eignen Tisch in Erscheinung. Überdies gab es nur drei Menschen,
die das begriffen hatten: ihr alter Vater, der General, der sich bis zu ihrer
Heirat nicht wenig deswegen gesorgt hatte; ihr Gatte, der dies bei allen Frauen
unter vierzig für einen natürlichen Zustand hielt; und Major Morris Langdon,
der sie darum nur um so mehr liebte. Sie hätte auch unter der Folter nicht zwölf
mit dreizehn multiplizieren können. - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)
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