Peschmutzen  Die Leute fragen, denke ich, wie schaut es in Ihrer Baracke aus?, und sie kommen herein in die Baracke und setzen sich und beobachten mich, denke ich. Der Fuhrmann beobachtet mich. Die Kinderlosigkeit, denke ich die ihn fortwährend bedrückt. Die Leute kommen in die Baracke herein und beschmutzen zuerst die Baracke, dann beschmutzen sie mich, alles beschmutzen die Leute mit ihren Drecksaugen, denke ich. Fallen stellen sie, wenn sie fragen, Fallen, wenn sie nicht fragen. Aber auch Fallen, wenn wir antworten, antworte ich, bin ich in die Falle gegangen. Die Leute fragen mich etwas Nebensächliches und haben mich in die Falle gelockt in einer ungeheueren Hauptsache. Die Leute bringen es aber doch immer so weit, daß ich sie hereinlasse. Ich glaube, ich muß die Leute hereinlassen, ich mache ihnen die Tür auf, ich sage auch noch, sie sollen sich hinsetzen. Setzen Sie sich in den Sessel, sage ich. Während sie dasitzen, trinken, essen sie mit mir und stellen Fallen. Fallensteller, denke ich. Sie wollen wissen, wie und woraus und wodurch ich lebe usf., was das sei, Junggeselle usf., wer und wie der Mensch ist, der mir am nächsten steht usf., gleich, was wir antworten, uns ist eine Falle gestellt, auch wenn ich nichts antworte, ist mir die Falle gestellt, in die ich hineingehe, hineingehen muß. Unzählige Fallen, schweigen wir. Die Leute stoßen uns, wenn wir sie einladen, haben sie auf unsern Sesseln Platz genommen, in unseren eigenen Abgrund hinunter.   - Thomas Bernhard, Watten. Ein Nachlaß. In: T.B., Die Erzählungen.  Frankfurt am Main 1979
 
 

Schmutz

 

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