eschleunigung,
übertriebene
Wir brauchen eine Vorbereitung auf den Himmel, und das ist das Amt der Kirche.
Aber die Vorbereitung auf den Himmel muß natürlich ein Maß haben. Wir können
doch nicht schon hier alle Engel werden. Dann wäre ja
das Himmelreich überflüssig. Und schließlich wird ja auch der Gottvater gewußt
haben, warum er uns erst als Menschen im Fleisch geschaffen hat. Er hat die
Möglichkeit gehabt, uns gleich als Engel zu schaffen; er hat es nicht getan.
Darum sollen wir unsere Existenz als Menschen in Ruhe führen und nicht übertriebene
Anstrengungen machen, um diesem gottgefälligen Zustand zu entgehen. Was die
Jesuväter wollen, wir haben es hier gesehen, läuft
auf übertriebene Beschleunigung hinaus. Wir haben
Zeit. Wir sollen in Geduld und Frieden mit unserm Fleisch kämpfen. Warum es
auch so rasch abtöten? Wir haben von Adam her die Erbsünde.
Die Erbsunde drückt gewaltig auf uns Menschen, aber wir haben sie schließlich
nötig, wir kommen jetzt nicht mehr ohne sie aus. Wir haben uns Gottes Ratschluß
gefugt und uns an das Fleisch und die Erbsünde gewöhnt. Wer uns zu Engeln machen
will, den werden wir des Irrglaubens bezichtigen. Die Schwäche des Fleisches
ist da, wir brauchen uns ihrer nicht zu schämen, sie ist uns durch Offenbarung
verbrieft. -
Alfred Döblin, Amazonas. Romantrilogie. München 1991 (entst. 1935-37)
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