eschämung
Diese wird in einem Tischfreunde hervorgebracht, indem körperliche oder geistige
Übelstände und Schwächen, Fehler oder gar Laster, welche zufällig nicht in geselligem
Ansehen stehen, an ihm hervorgezogen werden. Anspielungen auf ärgerliche Vorgänge,
von denen man im Laufe des Lebens selten ganz rein bleibt, sind gar etwas Schlimmes.
Denn wir schämen uns vor den Menschen einer bestimmten Handlung willen ungleich
mehr als deshalb, weil uns die Fähigkeit oder Gewohnheit, sie zu begehen, angemutet
wird. Leute, die sich sehr viel einbilden oder wenigstens sich über andere sehr
viel herausnehmen, dürfen während der Mahlzeit durchaus nicht zu dem Bewußtsein
ihrer Leerheit und Nichtigkeit gebracht werden. Wenn es durchaus notwendig ist,
so muß man zu den Bußpredigten die Morgenstunden wählen, was sie notwendigerweise
sehr beschämen wird, wenn sie anders noch nicht gänzlich verhärtet sind. — Sehr
alberne Menschen können auch dadurch beschämt werden, daß man sie eine Überlegenheit
des Ranges oder des Reichtums fühlen läßt. Es ist menschlich, anderen Beschämungen
zu ersparen; empfehlenswert, bei Tische gegen alle Scham sich zu verhärten.
- Karl Friedrich von Rumohr, Geist der
Kochkunst. Frankfurt am Main 1978 (zuerst 1822)
Beschämung
(2) Es
war offensichtlich, daß das Publikum jetzt bereit war, Tausende
solcher Salle-Gaveau-Veranstaltungen mitzumachen. Aber man sollte
doch auf alle Fälle vermeiden, aus der Bereitwilligkeit für
Skandale Kunstobjekte zu machen. Das Stereo-Typische der Wiederholung
derselben Tricks, Provozierungen, Kräche ging jetzt schon ins vierte
Jahr, und diese ewige Wiederholung derselben Purzelbäume, Monat für
Monat, fing an, einen Teil der Dadaisten zu beschämen. Breton klagte
Tzara an, der sich ja als Mr. Dada die Leitung nicht aus den Händen
nehmen ließ, der Verursacher dieser Beschämung zu sein.
- Ribemont-Dessaigne nach: Hans Richter, Dada - Kunst und Anti-Kunst.
Köln 1964
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