esänftigung
Noch vor hundert Jahren waren die Araukaner ein unglaublich stolzer und
mutiger Stamm. Sie malten ihre Körper mit roter Farbe an, zogen ihren Feinden
bei lebendigem Leib die Haut ab und tranken das Blut aus dem Herzen der Toten.
Die Erziehung der männlichen Nachkommen bestand darin, ihnen Hockey, Reiten,
Trinken, Beleidigungen und sexuelle Fertigkeiten beizubringen. Drei Jahrhunderte
lang hatte dieser Stamm den Spaniern tödliche Angst eingejagt. Im 16. Jahrhundert
schrieb Alonso de Ercilla ihnen zu Ehren ein Epos, das er ‹La Araucana›
nannte. Voltaire las es, und ihm ist es zu
verdanken, daß die Araukaner in die Kategorie der ‹edlen Wilden› (von der unsanften
Art) eingeordnet wurden. Die Araukaner sind selbst heute noch ziemlich unsanft
und wären weit unsanfter, wenn sie das Trinken sein
ließen. - (
pat
)
Besänftigung (2) Kleopatra besorgte es zweihundert Senatoren Roms in einer Nacht mit dem Mund.
Angeblich. Auch zweihundert Senatoren können lügen. Glaubhaft überliefert
hingegen ist, daß, bei Sturm im römischen Reich au/hoher See, alle Frauen an
Bord vom zum Bug gingen (selbst die Kaiserin war sich dessen nicht zu schade),
und ihre Kleider hoben. Sie zagten Neptun ihre
Mösen, um ihn so zu besänftigen, Es hat im großen
(also im ganzen) geklappt. Nie har man von einer ersoffenen Imperatrix
gehört. - Helmut Krausser, Schweine und
Elefanten. Reinbek bei Hamburg 1999
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