Beruhigungsmittel  Der Rabe Mereles steuerte den Wagen mit äußerster Konsentration. Er war auf Florinol, fast ein Fläschchen pro Tag, das gab ihm eine entspannte Sicht der Dinge. Florinol ist ein Beruhigungsmittel, das bei hoher Dosis fast wie Opium wirkt; der Rabe hatte sich im Gefängnis von Batän daran gewöhnt, wo es wie ein legales Medikament gehandelt wurde, das die Ärzte verschrieben und die Krankenpfleger gegen Geld oder Frauen tauschten. Die Sache war einfach, die Frauen der Häftlinge sahen viel besser aus als die Frauen der Wärter, deshalb gab es ein Geschäft, einen Deal. In Wirklichkeit dienten die Besuche vor allem dazu, die Nutten vorzufuhren, wie Mereles sagte. Ihre Miesen, also die Freundinnen, diese Mädchen, die gern eine Zeitlang mit einem Ganoven gehen, weil er Ihnen alle Wünsche erfüllt, die verzogen sich mit so einem Bullenschwein, einem Schleimer, wenn nötig, kleiner Stehfick auf der Wache, was macht das schon. Eines Abends war es dem Raben gelungen, den Gefängnisdirektor von Batän für seine damalige Freundin Zu interessieren, die Bimba, ein hübsches Ding, lustig und geil. Der Direktor, ein kleiner, perverser Dicker, der die Brüder alle zum Schwitzen brachte, verlor den Kopf, wenn er sie hereinkommen sah, blond, besticktes Hemdchen und enge Jeans, die sich über dem Arsch spannten. Von dieser Seite waren das Florinol und der Schnee hereingekommen. Mereles erinnerte sich schon nicht mehr, wie die Geschichte weitergegangen war.

Womöglich ist die Bimba bei dem Kerl geblieben, und er selbst ist sechs Monate später entlassen worden. Sein Kopf wurde langsam leer, ein schwarzes Loch, er wußte nicht, was wirklich passiert war, aber gerade deswegen war er ein außergewöhnlicher Fahrer, weil er mit ausgeschaltetem Hirn steuerte.   - Ricardo Piglia, Brennender Zaster. Berlin 2001

 

Beruhigung Arzneimittel

 

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