- Walter Kiaulehn, Berlin.
Schicksal einer Weltstadt. München 1981 (dtv 1648, zuerst 1958)
Berlinerin (2) Felice Bauer war allen Beschreibungen zufolge eine echte Berlinerin, von der es heißt, sie sei nicht amüsant:
Nach der geschilderten Anlage kann sie es kaum sein. Denn mit dem Verstand allein, und sei er noch so diszipliniert, kann sie den Mangel an glücklicher Harmlosigkeit und Heiterkeit doch nicht gut machen, und etwas von Anstrengung und Spannung fließt in die Konversation mit ihr leicht ein. Trotz ihrer angeborenen Schlagfertigkeit. Sie ist nämlich im tiefsten Innern nicht nur unsicher und (man lache nicht) schüchtern, sondern auch ernst und schweigsam, und die Lebhaftigkeit, die sie trotzdem zeigt, ist eine angenommene Schutzfärbung, ist Mimikry. Echt ist sie nur im witzigen und mehr oder weniger gutmütigen Spott. Darin liegt die Stärke der Berliner Konversation. Wo Überstiegenheit oder Ungeschicklichkeit oder sonst ein für Satire dankbar geeigneter Stoff sich wittern läßt, da erwachen die Zungen unserer Damen sofort zu spitzer Flinkheit.
- Berlin und die Berliner (1905), nach: Hans-Gerd
Koch, Kafka in Berlin. Berlin 2008
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