enommenheit  Ohne Zweifel besitzt die Technik benehmende Momente — so in der reinen Geometrie der Formen, in den Quadraten, Kreisen, Ovalen und Geraden, von denen man auf den Autobahnen abweichen mußte, damit die Fahrer nicht einschliefen. Das gleiche gilt für ihre Rhythmen — für ihre schnellen, brausenden oder singenden Takte, für ihre im Gleichmaß wechselnden Schaltungen, für ihre fließenden Abläufe und überhaupt für das gewaltige Wiegenlied ihrer Monotonie. Besonders wirkt das dort, wo sie rein zur Anschauung spricht — wie in der Propaganda, die sich sowohl im schroffen schwarzweißen Muster ihrer Formen als auch in ihrer monotonen Wiederholung als eine der Gattungen der Technik ausweist. Die Besucher, die aus dem Lichtspiel strömen, gleichen einer Menge von Erwachenden, und weun wir in die von mechanischer Musik erfüllten Räume treten, teilt sich uns leicht ein wenig von der Stimmung einer Opiumhöhle mit.

Die beste Schilderung des vollautomatisierten Zustandes enthält die Erzählung «Hinab in den Maelstrom» von E. A. Poe, den die Goncourts in ihren Tagebüchern schon früh mit Recht als den ersten Autor des 20. Jahrhunderts bezeichneten. Sehr gut wird darin unterschieden das Verhalten der beiden Brüder, von denen der eine, vom furchtbaren Anblick des Mechanismus geblendet, sich in bewußtlosen Reflexen bewegt, während der andere sich denkend und fühlend verhält — und überlebt.  - Ernst Jünger, Gärten und Straßen (19. August 1939)

Benommenheit (2)   Eine der wenigen, die sich intensiv mit Persingers Arbeiten auseinandersetzten, ist die britische Psychologin Susan Blackmore, die sich die Erforschung parapsychologischer Phänomene zum Ziel gesetzt hat. Nach einem Selbstversuch in Persingers Labor meinte sie allerdings, das sei das Riskanteste gewesen, was sie je gemacht hätte. «Es war, als ob mich jemand an den Schultern und Beinen ergriff und meinen Körper verdrehte und auseinanderzog», beschrieb sie ihre Erfahrungen unter Persingers Motorradhelm. Nacheinander durchlebte sie intensive Zustände von Ärger, Wut und Angst, und als sie schließlich die Kammer verließ, «da fühlte ich mich für Stunden schwach und desorientiert».

Zu Recht warnt Susan Blackmore, daß niemand die Langzeitwirkungen magnetischer Felder auf das Gehirn kenne. In der Abgeschiedenheit seiner Provinzuniversität geht Michael Persinger derweil mit seinen Experimenten schon in die nächste Stufe. «Das ist unser neuestes Gerät: der sogenannte Oktopus», sagt der Forscher und deutet auf einen mit Klebeband umwickelten Kranz von acht Magnetspulen, der den Probanden über den Kopf gestülpt werden soll. «Damit können wir das Magnetfeld um den ganzen Kopf rotieren lassen und erzielen dadurch noch stärkere Effekte», erläutert der Hirnforscher. «Hinterher sind die Leute allerdings wirklich verwirrt, manchmal verlieren die Versuchspersonen sogar das Bewußtsein.» Wie bitte? «Ach wissen Sie», beruhigt Persinger, «wenn jemand stundenlang vor dem Fernseher sitzt, dann ist er hinterher auch benommen.»   - (kopf)

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