eleibtheit Das Stück, von dem ich nur wenige Brocken verstand, war eine Mischung aus Broadway, Châtelet und der Belle Hélène. Es kamen komische Dienstbotenauftritte vor, pathetische Liebesszenen, der Himalaya, ein enttäuschter Liebhaber, der als Einsiedler lebte, sowie ein Gott, der einen Dreizack trug und einen wilden Blick hatte, mit dem er einen schnauzbärtigen General in Schach hielt; schließlich eine Schar Chormädchen, die zur einen Hälfte Garnisonsdirnen, zur anderen Hälfte kostbaren tibetanischen Götterbildern glichen. In der Pause wurde Tee und Limonade gereicht in Tonbechern, die nach Gebrauch weggeworfen wurden - wie es schon vor viertausend Jahren in Harappa üblich war, wo man noch heute die Scherben sammeln kann -, während aus den Lautsprechern eine ordinäre, ausgelassene Musik tönte, eine Mischung aus chinesischen Melodien und Pasodobles.

Während ich den Werdegang des jungen Liebhabers verfolgte, dessen leichtes Kostüm kaum dazu angetan war, seine Brusthaare, sein Doppelkinn und seine schwabbeligen Formen zu verbergen, kam mir ein Satz in den Sinn, den ich einige Tage zuvor in einem lokalen Literaturblatt gelesen hatte und den ich hier im Original wiedergebe, um die unbeschreibliche Würze des anglo-indischen Idioms nicht entweichen zu lassen: . . . and the young girls who sigh äs they gaze into the vast blueness of the sky, of what are they thinking? Of fat, prosperous suitors . . . Diese Anspielung auf die »feisten Freier« hatte mich befremdet, doch als ich nun den seligen Helden sah, der seine Bauchfalten auf der Bühne spielen ließ, und an die ausgehungerten Bettler dachte, die ich vor der Tür antreffen würde, verstand ich besser, welchen poetischen Wert die Beleibtheit darstellt in einer Gesellschaft, die in so enger Berührung mit dem Hunger lebt. Die Engländer haben übrigens begriffen, daß das sicherste Mittel, hier als Übermenschen zu gelten, darin bestand, die Einheimischen davon zu überzeugen, daß sie sehr viel mehr Nahrung brauchten als gewöhnliche Sterbliche. - (str2)

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