elehrung   Die weißen Haare der Waldspitzmaus auf der bleistiftspitzen Schnauze vibrierten vergnüglich.

»Sie haben richtig gehört, meine Herren. Ich beherrsche Ihre Sprache. Ohne eitel wirken zu wollen, möchte ich noch hinzufügen, daß dieser Umstand der Hauptgrund ist, weshalb ich nicht schon längst in den Mägen Ihrer wilden Verwandten gelandet bin. Deren Jagdinstinkt ist bei weitem nicht so fabelhaft entwickelt wie der des Kavaliers, der mich gerade in der Mangel hat, wenn ich mir ein Kompliment erlauben darf.«

Ambrosius zog den Griff enger, so daß die Maus ein gequältes Quieksen von sich gab. Gleichwohl wußte er auch keinen rechten Rat, wie weiter vorzugehen sei, und schüttelte heftig den Kopf, als wolle er sich aus einem Traum befreien.

»Da-Da-Das i-i-ist ja u-u-unglaub...«

»Bevor Sie sich zu unüberlegten Handlungen hinreißen lassen, darf ich mich erst einmal vorstellen«, fuhr die Waldspitzmaus unbeirrt fort, wobei sie die schwarzen Stecknadeläuglein mitleidheischend auf mich richtete, weil sie bemerkt hatte, daß ich der gutmütigere von uns beiden war. Berechnendes Biest! »Zaches, mein Name, jung, ledig, doch über ein sehr luxuriöses Nest verfügend. Während meine Kollegen sich nämlich umständlich ein eigenes Nest bauen, annektierte ich kurzerhand diesen Hügel...«

»Was meinst du, F-F-Francis, soll ich ihm gleich die Gurgel durchschneiden, oder wollen wir noch ein bißchen mit ihm spielen

Die Verblüffung des Somalis kippte nun in Ärgernis um. Auch mir ging das naseweise Geschwafel dieses Zwerges auf den Geist. Dennoch witterte ich hier eine Chance. Der Schönschwätzer war nämlich die erste artfremde Waldkreatur, deren Worte mir Ambrosius nicht zu übersetzen brauchte. Vielleicht war aus erster Hand mehr zu erfahren.

Die Aussicht auf die bevorstehende Reise in den Mäusehimmel schien Zaches in keiner Weise zu beunruhigen. Im Gegenteil, wie eine aufgedrehte Puppe plapperte er in einer Tour.

»Darf ich Sie darauf hinweisen, daß Sie einen buchstäblich unappetitlichen Fehler begingen, wenn Sie mich auffressen würden, mein Herr. Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen den Haus- und Feldmäusen und meinem Geschlecht. Unsere Drüsen verbreiten nämlich einen Duft, welcher gerade Ihrer Art auf den empfindlichen Magen schlagen dürfte. Das liegt daran, daß wir speziell für Sie sozusagen schlechte Aminosäuren besitzen. Im Gegensatz zu ›normalen‹ Mäusen sind wir nämlich Insektenfresser, die sich mit einem sehr hohen Gehalt an Proteinen vollstopfen. Den fleischfressenden Tieren aber schmecken nun einmal pflanzenfressende Tiere in der Regel viel besser als der eigene Schlag.«

Ein allmählich anhebendes Zornzittern hatte von Ambrosius Besitz ergriffen, das nun seinen Höhepunkt erreicht zu haben schien. Er drückte die Reißzähne in das Fell des Tieres und legte endgültig zum Genickbiß an.

»Eine Frage, Professor: Bei Hü-Hü-Hühnern ist es ja so, daß sie noch eine Weile weiterlaufen, nachdem man ihnen den Kopf abgehackt hat. Besteht der U-U-Unterschied zwischen den Haus- und Feldmäusen und dir darin, daß du noch weiterquasselst, wenn ich dir den Kopf a-a-abreiße?«

Die Spitzmaus zweifelte augenscheinlich keinen Moment lang an ihrem Fortleben und machte eher einen eingeschnappten Eindruck.

»Ich verstehe Ihre Drohungen nicht, mein Herr«, erzürnte sie sich. »Wir lernen schon als Kind, daß wir Ihresgleichen auf diese Tatsache aufmerksam machen sollen, falls wir in eine solche Situation geraten. Ich meine, Sie haben einfach nichts davon, wenn Sie mich umbringen.«

»Ma-Ma-Mag sein«, lächelte Ambrosius kalt. »Leider hast du aber das Pech, daß du nicht den Zwillingsbrüdern von Mr. Spock begegnet bist, so-so-sondern den Klingonen!« - Akif Pirinçci, Francis. München 1996 (zuerst 1993)

Belehrung (2)  »Hast du's gesehen? Sie hat Pipi gemacht wie ein Mann!«

Zwar hatte ich gesehen, daß Wasser herunterrann und zwischen Zia Regulas Füßen eine Lache bildete, als sie mitten auf dem Weg stehengeblieben war, aber ich hatte nicht kapiert, was los war.

»Was seid ihr Jungens doch blöd«, sagte Elena, »ihr merkt aber auch gar nichts!«

Und sie erklärte mir:

»Wir Mädchen, wir müssen uns beide Male hinsetzen. Die Pferde und die Kühe machen groß im Laufen, aber zum Pipimachen müssen sie stehenbleiben. Die Jungens dagegen, die müssen sich hinsetzen, wenn sie groß machen, aber Pipi machen sie, wie sie gehen und stehen. Glaubst du, daß es Leute auf der Welt gibt, die beides im Gehen oder im Laufen machen können, ohne stehenzubleiben? Ich glaub, das ist unmöglich! Sogar die süßen Vögelcben, die nie Pipi machen, setzen sich hin, wenn sie was fallen lassen. Aber die Tante kann im Stehen Pipi machen, genau wie ein Mann, ohne sich hinzuhocken. Das werd ich nie fertigbringen.«  (cend)

Belehrung (2) Hat also schon das Leiden eine solche heiligende Kraft, so wird diese In noch höherm Grade dem mehr als alles Leiden gefürchteten Tode zukommen. Dem entsprechend wird eine der Ehrfurcht, welche großes Leiden uns abnö'thigt, verwandte vor jedem Gestorbenen gefühlt, ja, jeder Todesfall stellt sich gewis-sermaaßen als eine Art Apotheose oder Heiligsprechung dar; daher wir den Leichnam auch des unbedeutendesten Menschen nicht ohne Ehrfurcht betrachten, und sogar, so seltsam an dieser Stelle die Bemerkung klingen mag, vor jeder Leiche die Wache ins Gewehr tritt. Das Sterben ist allerdings als der eigentliche Zweck des Lebens anzusehn: im Augenblick desselben wird alles Das entschieden, was durch den ganzen Verlauf des Lebens nur vorbereitet und eingeleitet war. Der Tod ist das Ergebniß, das Resumé des Lebens, oder die zusammengezogene Summe, welche die gesammte Belehrung, die das Leben vereinzelt und stückweise gab, mit Einem Male ausspricht, nämlich diese, daß das ganze Streben, dessen Erscheinung das Leben ist, ein vergebliches, eiteles, sich widersprechendes war, von welchem zurückgekommen zu seyn eine Erlösung ist. Wie die gesammte, langsame Vegetation der Pflanze sich verhält zur Frucht, die mit Einem Schlage jetzt hundertfach leistet, was jene allmälig und stückweise; so verhält sich das Leben, mit seinen Hindernissen, getäuschten Hoffnungen, vereitelten Plänen und stetem Leiden, zum Tode, der Alles, Alles, was der Mensch gewollt hat, mit Einem Schlage zerstört und so der Belehrung, die das Leben ihm gab, die Krone aufsetzt. - Der vollbrachte Lebenslauf, auf welchen man sterbend zurückblickt, hat auf den ganzen, in dieser untergehenden Individualität sich objektivirenden Willen eine Wirkung, welche der analog ist, die ein Motiv auf das Handeln des Menschen ausübt: er giebt nämlich demselben eine neue Richtung, welche sonach das moralische und wesentliche Resultat des Lebens ist. Eben weil ein plötzlicher Tod diesen Rückblick unmöglich macht, sieht die Kirche einen solchen als ein Unglück an, um dessen Abwendung gebetet wird.  - Schopenhauer, nach (wv)

Belehrung (3)  

 - Eric Stanton, Bonnie and Clara

Belehrung (4)  

- Ellen von Unwerth

Belehrung (5)  

- N. N.

 

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