Beiläufigkeit  Er war vor mir aus dem Umkleideraum gegangen, mit schmalen, hochgezogenen Schultern unter der ärmellosen Khakijacke, die er über seinem Renndress trug, den Kopf auf die Brust gesenkt, als sei er tief in Gedanken versunken. Ich bemerkte, wie er auf den beiden Stufen vom Waageraum zum Weg hinunter leicht stolperte; und als jemand ihn auf der kurzen Strecke zum Führring ansprach, gab er mit keiner Regung zu verstehen, daß er ihn gehört hätte. Doch der Gang vom Waageraum zum Führring war wie immer, das Rennen wie hundert andere zuvor. Und als er davor zwei oder drei Minuten lang mit dem Eigentümer und Trainer des Pferdes gesprochen hatte, das er hätte reiten sollen, wies nichts darauf hin, daß er seine Khakijacke ausziehen und auf den Boden fallen lassen, darunter eine großkalibrige Automatikpistole hervorziehen, den Lauf an seine Schläfe pressen und abdrücken würde.

Ohne ein Zögern. Ohne einen Moment der Besinnung. Ohne ein Abschiedswort. Die Beiläufigkeit seiner Tat war genauso schockierend wie ihre Wirkung.

Er hatte nicht einmal seine Augen geschlossen, und sie standen noch offen, als er vornüber zu Boden stürzte, sein Gesicht mit dumpfem Aufprall ins Gras schlug und sein Helm ihm vom Kopf rollte. Das Geschoß hatte seinen Schädel durchschlagen, und die Austrittswunde klaffte gen Himmel: ein klumpiges Durcheinander aus Blut, Haut, Haaren und Hirnmasse, aus dem vereinzelte Knochensplitter herausstachen.  - Dick Francis, Rufmord. Zürich 1998


Leichtigkeit



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