Behagen  Der Soldat hatte nicht Zeit, sich aus seiner hockenden Stellung zu erheben. Er blinzelte in das Licht. Sein Gesicht zeigte keine Angst, sondern nur den Ausdruck ärgerlicher Überraschung, als habe ihn jemand in der unentschuldbarsten Weise gestört. Der Hauptmann war ein guter Schütze; und obschon er zweimal schoß, war auf der Brust des Soldaten nur ein einziges blutendes Loch zu sehen.

Die Pistolenschüsse weckten Leonora, die sich im Bett aufrichtete. Sie war immer noch halb im Schlaf und blickte um sich, als wohnte sie einer Theaterszene bei, irgendeiner gräßlichen Tragödie, an deren Wirklichkeit man nicht zu glauben brauchte. Fast gleich darauf klopfte Major Langdon an die Hintertür des Hauses und stürzte dann in Morgenrock und Pantoffeln die Treppe hinauf. Der Hauptmann war gegen die Wand getaumelt. In seinem groben schwarzen Schlafrock sah er aus wie ein verfallener liederlicher Mönch. Selbst im Tode strahlte der Körper des Soldaten ein warmes, tierhaft unschuldiges Behagen aus. Sein ernstes Gesicht war unverändert, und seine sonngebräunten Hände lagen offen auf dem Teppich, als ob er schlafe.    - Carson McCullers, Spiegelbild im goldenen Auge. Zürich 1974 (zuerst 1941)

 

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Wohlbefinden