efehl   Ich ging in meinen Palast und rief meinen Leibsklaven Nadir Jahan; der war der größte Gauner von allen und deshalb sehr bevorzugt von mir. »Sohn eines Meerschweines«, rief ich ihn an, »ich werde dir heute Nacht noch stumpfe Nägel in die Kniescheiben schlagen und dir dreitausend Ameisen in die schmutzige Nase setzen, wenn du mir nicht in einer Stunde die besten Bajaderen verschaffst, die aufzutreiben sind!« Der Schuft hob seine Vorderpfoten zur Stirn und verbeugte sich.  - Hanns Heinz Ewers, Indien und Ich. Aus: Nachwort zu Magnus Hirschfeld, Weltreise eines Sexualforschers im Jahre 1931/32. Frankfurt 2006 (zuerst 1933)

Befehl ⁽²⁾

Ruhbedürftig, liebesübersättigt, Sinkt nach tobenden Genüssen Dein gespensterblasser, Herrlicher Leib Keuchend zurück. Weit geöffnet, in schweren Atemzügen Zittern die Nüstern, Und im leisen Nachkrampf Zerren sich die hochgeschürzten Lippen... Langsam steigt von Deinem tiefgelegnen Onyxdunklen Auge Deines Lides leichtumblauter, Schwerer Schleier. Liebesicher und hochmut-funkelnd Glutet Dein Blick in meinem... Plötzlich, den hilflos-zornigen, Liebezermarterten Leib Machtvoll niederzwingend, Wühlt sich der Wille zur Wollust Nochmals stürmisch auf aus Deiner Seele, Und herüber zu mir Zischt Dein gewaltiges Grauenhaft süßes: "Her zu mir!"

- Felix Dörmann

Befehl ⁽³⁾  Ich bekam folgendes Telegramm aus Simbirsk: »Im Hinblick auf die bedenkliche Situation an der Front sind Sie zum Frontkommandanten ernannt. Im Falle des Durchbruchs unserer Stellungen am Strome Ik ziehen Sie die Regimenter auf der Linie Klut-schewo-BuguIma zusammen. Organisieren Sie eine außerordentliche Kommission zur Verteidigung der Stadt und harren Sie bis zum letzten Mann aus. Mit der Räumung der Stadt beginnen Sie, sobald der Feind fünfzig Werst von der Stadt entfernt ist. Mobilisieren Sie die Bevölkerung bis zu zweiundfünfzig Jahren und verteilen Sie Waffen. Sprengen Sie die Eisenbahnbrücke über den Ik bei Klutschewo zu geeigneter Zeit in die Luft. Schicken Sie einen Panzerzug zur Erkundung aus und sprengen Sie die Strecke in die Luft...« Das Telegramm fiel mir aus der Hand, und als ich mich vom ersten Schreck erholt hatte, las ich zu Ende: »Legen Sie Feuer an den Elevator. Was nicht fortgeschafft werden kann, vernichten Sie. Warten Sie Verstärkungen ab und sorgen Sie für Einquartierung der Truppen und ihre regelmäßige Verköstigung. Organisieren Sie den Train und eine regelmäßige Munitionszufuhr an die Positionen. Gehen Sie an die Herausgabe einer Zeitung in tatarischer und russischer Sprache zur Beruhigung der Bevölkerung. Bestimmen Sie ein Revolutionskomitee. Die Nichtdurchführung oder falsche Ausführung dieser Befehle wird nach Kriegsrecht bestraft. Re-volutionsmilitärsowjet der Ostfront.«  - Das Hašek-Lesebuch. Zürich 2008