efangenheit Sie redeten nie darüber, weder um einander ein plötzliches Gelüst mitzuteilen,
noch um sich über ein besonders beglückendes Schäferstündchen auszusprechen,
bei dem sie mehr als sonst ihre Lust gefunden hatten. Wenn Haudouin ausnahmsweise
von seinen Gewohnheiten und Grundsätzen abwich und sein Weib am hellichten Tage
karessiert hatte, waren sie lange nachher beide noch leicht befangen, als hätten
sie etwas Schlimmes begangen. Nicht nur machten sie sich Vorwürfe, weil sie
diese Augenblicke ihrer Arbeit gestohlen hatten, sondern es verstieß ihrer Ansicht
nach ebenso sehr gegen den gesunden Menschenverstand, als wenn sie am heiterhellen
Mittag zum Hexentanz gegangen wären. Sie legten größeres Interesse für anderer
Leute verliebtes Treiben an den Tag als für ihr eigenes, und darüber redeten
sie oft und gern und in einer reichlich ungeschminkten Sprache. Dieses wohlige
Sichgehenlassen kam daher, daß sie sich dann in der Rolle eines Sittenrichters
vorkamen. - Marcel Aymé, Die grüne Stute. Reinbek bei
Hamburg 1964 (rororo 402, zuerst 1932)