Seduinenschmaus  Die Schmause bei den Howeitat waren schon reichlich fettgetränkt gewesen, aber bei den Beni Sakhr flössen sie geradezu über. Unsere Kleider waren bespritzt von Fett, unsere Münder trieften von Fett, unsere Fingerspitzen waren verbrüht von Fett. Als der erste Hunger gestillt war, griffen die Hände gemächlicher zu; aber das Mahl war noch weit von seinem gehörigen Abschluß entfernt, als Abd el Kadir plötzlich aufstöhnte, auf die Füße sprang, die Finger an einem Handtuch abwischte und sich auf die Teppiche hinten an der Zeltwand zurückzog. Wir hielten inne, aber Ali murmelte nur verächtlich; „Der Fellache"; also fuhren wir fort im löblichen Werke, bis alle in unserer Runde satt waren und die Mäßigeren unter uns schon begonnen hatten, das geronnene Fett von den schmerzenden Fingern abzulecken.

Aü räusperte sich; wir erhoben uns und kehrten zu unseren Teppichen an der Zeltwand zurück, indes sich die zweite und dritte Runde an der Schüssel sättigte. Ein kleiner Knirps von fünf oder sechs Jahren, in schmierigem Kittel, hatte die ganze Zeit über davorgesessen und sich mit beiden Händen andächtig vollgestopft, um sich dann zuletzt mit geschwollenem Bauch, das Gesicht glänzend von Fett, zu erheben und wortlos hinauszuschwanken, wobei er noch ein mächtiges, nicht bewältigtes Rippenstück triumphierend und zärtlich an seine Brust drückte.

Draußen vor dem Zelt zerknackten die Hunde lautkrachend die abgenagten Knochen; und in einer Ecke hockte Miflehs Sklave und lutschte aus dem aufgespaltenen Hammelschädel das Gehirn heraus, indessen Abd el Kadir in einem fort spuckte, rülpste und sich in den Zähnen stocherte. Schließlich ließ er sich von einem seiner Diener seinen Medizin kästen herbeiholen und braute sich irgendeinen Trank zurecht, wobei er vor sich hinbrummelte, daß so schwere Kost schlecht für seinen Magen sei. - T. E. Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit. München 1979 (dtv 1456, zuerst 1922)

Beduinen Schmaus


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