edienung   Der Khan hat viele Geliebte. Hört euch an, wie er sie behandelt. Allgemein ist bekannt, daß es einen Tatarenstamm gibt, Ungrac genannt, der als sehr schöner Menschenschlag gilt. Jedes Jahr werden die hundert schönsten Töchter ausgewählt und zum Großkhan gebracht. Er gibt sie den Hofdamen in Obhut. Die Mädchen haben mit den Hofdamen im selben Bett zu liegen, und diese prüfen, ob jene einen angenehmen Atem haben, ob sie noch unberührt und körperlich gesund sind. Die blühend schönen Jungfrauen kommen in den persönlichen Dienst des Khans. Drei Tage und drei Nächte bedienen sechs Jungfrauen den hohen Herrn; im Schlafgemach, im Wohnraum, für alles, was er nur wünschen mag, stehen sie zur Verfügung. Der Khan behandelt sie, wie es ihm beliebt. Nach drei Tagen und drei Nächten kommen die nächsten sechs Mädchen. Und so geht es das ganze Jahr hindurch.   - (polo)

Bedienung (2)  Ich hörte von einem Edelmann, meinem Freund, erzählen, eine Dame seines Standes hätte verschiedene Male ihrem Kammerdiener große Vertraulichkeiten und Freiheiten erwiesen, die auf den bekannten Zweck abzielten, und der Diener, der kein Dummkopf und kein Tropf war, habe an einem Sommermorgen seine Herrin im Halbschlummer in ihrem Bett gefunden; sie lag ganz nackt und auf die andre Seite des Alkovens gewandt; ihre große Schönheit und famose und bequeme Stellung, sie zu berennen und sich ihrer zu bedienen, da sie auf dem Bettrand lag, brachte ihn in Versuchung, und er kam also sachte heran und bestieg die Dame, sie drehte sich halb um und sah, daß es ihr Bedienter war, nach dem sie verlangte; und in dieser bestiegenen Lage tat sie, ohne sich zu befreien oder zu rühren, ohne sich zu lösen oder sich seiner Umarmung zu entziehen, nichts weiter, als daß sie den Kopf herumdrehte, sich festhielt, aus Furcht, etwas zu verlieren, und sagte: »Monsieur Dummkopf, wer hat Euch so dreist gemacht, ihn hineinzustecken?« Der Kammerdiener antwortete ihr mit aller Ehrfurcht: »Befehlen Madame, daß ich ihn herausziehe?« »Nicht das sage ich Euch, Herr Dummkopf«, antwortete ihm die Dame. »Ich sage Euch: wer hat Euch so dreist gemacht, ihn hineinzustecken?« Der andre aber wiederholte wieder die Worte: »Wollen Madame, daß ich ihn herausziehe? Wenn Ihr wünscht, zieh ich ihn heraus.« Und sie wiederholte: »Nicht das sag ich Euch wieder, Herr Dummkopf.« Dieselben Repliken und Dupliken gingen nun drei- oder viermal hin und zurück, ohne daß sie irgendwie von ihrem Geschäft abschweiften, bis es fertig war, wobei sich die Dame besser befand, als wenn sie ihrem Galan befohlen hätte, ihn herauszuziehn, als er sie fragte. Und es war beiden sehr gut bei ihren ersten Fragen, Repliken und Dupliken ohne Änderung. In dieser Weise fuhren sie mit ihrer Methode noch lange Zeit später fort; denn es bedarf bloß des ersten Einschusses oder der ersten lieben Pinte, sagt man, das heißt, nur der Anfang ist schwer.

Das nenne ich einen tüchtigen und verwegenen Bedienten! Von solchen kühnen Männern gilt das italienische Sprichwort: ›Dem wackeren Glied fehlt es niemals an Gunst.‹   - (brant)

Bedienung (3)  Aus Frankreich ist uns bezeugt, daß dort die weibliche Bedienung der Gäste in ihren Schlafzimmern einen sehr weitgehenden Sinn hatte, so daß eine Gräfin ihr Mädchen schickte und dazu bemerkte: »Ich täte es gerne selber, wenn ich es nicht aus Schamhaftigkeit unterließe, und zwar um des Grafen, meines Herrn, willen, der noch nicht eingeschlafen ist.«  - (erot)

Bedienung (4)

Bedienung (5)

 

- N. N.

Bedienung (6)  Das »Bedienen« mochte Senka weniger. Eigentlich überhaupt nicht. Dafür suchten sie sich abends, wieder nicht weit weg von Chitrowka, einen einsamen Biber (dasselbe wie ein Kaulbarsch, bloß betrunken). Dabei war wieder Procha der Anführer. Er sprang ihn von hinten an und schlug ihm mit voller Wucht die Faust gegen die Schläfe, und in der Faust hatte er seinen Bleiwürfel. Wenn der Biber zu Boden fiel, stürzten sich Senka und Eule links und rechts auf ihn, nahmen ihm sein Geld ab, seine Uhr und was er sonst noch bei sich trug, zogen ihm auch Jackett und Stiefeletten aus, wenn es sich lohnte. Fiel der Biber von dem Schlag mit dem Bleiwürfel jedoch nicht um, legten sie sich mit einem solchen Kraftprotz nicht an. Procha rannte gleich weg, und Senka und Eule blieben im Torbogen stehen.

Das Bedienen war eigentlich auch nicht weiter schwer, aber unangenehm. Senka fürchtete sich anfangs sehr - wenn Procha nun jemanden zu Tode schlug? Doch dann gewöhnte er sich daran. Erstens schlug er ja nur mit einem Bleiwürfel zu, nicht mit einem Schlagring oder einem Totschläger. Zweitens hatten Betrunkene bekanntlich Glück, Gott stand ihnen bei.  - Boris Akunin, Die Liebhaber des Todes. Berlin 2005

Dienen

 

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