Baumstamm  Die Vögel vergaßen, ihre Nahrung zu suchen, das Vieh auf seiner Weide zu grasen. Gaben spendend kam der König ans Ufer des Flusses Gola. Die Sänfte ward niedergesetzt, und die Errichtung des Scheiterhaufens begann. Der König aber ging an den Fluß, um zu baden.

Viele andere hatten beschlossen, sich mit dem König zu verbrennen, und brachten kostbare Hölzer herbei. Da sahen sie einen mächtigen Baumstamm mit großer Schnelligkeit auf des Flusses Flut herantreiben. Weil sich nun aus ihm viele Scheiterhaufen herstellen ließen, schickten die Minister Fährleute und andere in den Fluß, welche ihn herausholten und zum König brachten. Da zeigte sich's, daß er vielfach mit Bändern umschlungen war. Die Diener zerschnitten diese mit einem Messer, und nun sah man, daß er aus zwei Längsteilen bestand. Man nahm die Teile auseinander, und in ihnen lag - die Königin Tschampakamala! Ihr Leib war mit himmlischen Salben gesalbt und mit Geschmeiden reich geschmückt, ihr Hals trug eine Kette von großen Perlen, und schlaftrunken schlug sie die Augen auf.

Da erhub sich von allen Seiten ein großes Freudengeschrei. Der König, die Hofleute und wer sonst zugegen war, alle riefen: »Ein Wunder! Ein Wunder! Welch ein Glück, daß die Königin zu unserem Heil noch am Leben ist!« Zu gleicher Zeit kam Leben in die Leiche. Sie rieb ihre Hände, knirschte mit den Zähnen und flog durch den Luftraum davon.  - Indische Märchen. Hg. und Übs. Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

Baum

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme