Baum, fliegender  Mahabala hatte die Stadt verlassen, und als er nach dem Leichenverbrennungsplatz ging, sagte er zu seiner Gemahlin; »Es schickt sich nicht, daß Frauen an solcher Stelle zur Nachtzeit umhergehen. Ich will dich wieder in einen Mann verwandeln.« Bei diesen Worten rieb er seine Zauberpille mit Mangosaft ein, machte seiner Gemahlin damit ein Stirnzeichen und verwandelte sie dadurch in einen Mann. Darauf betraten sie den Tempel der Göttin und ließen den Räuber heraus. Dieser fiel ihnen zu Füßen, dankte ihnen und kehrte nach Hause zurück.

Als sie darauf unter den Feigenbaum kamen, der vor dem Tempel stand, hörten sie, wie sich auf diesem Gespenster unterhielten. Weil Mahabala nun fürchtete, sie könnten das Perlenhalsband rauben, nahm er dieses seiner Gemahlin vom Halse und band es sich unter seinem Gewand um die Hüften. Dann sagte er zu ihr:-»Hör jetzt darauf, Geliebte, was die Geister sagen!« Dann traten sie beide in den hohlen Stamm des Feigenbaums und lauschten. Eins der Gespenster sagte: »Paßt auf! Ich komme eben aus der Stadt Prithwisthäna. Nun hört, was dort vorgeht! Der Sohn des Königs von Prithwisthäna hat sich entfernt, um ein Perlenhalsband zu suchen, und wenn die Sonne aufgeht, so erscheint der fünfte Tag seit seiner Entfernung. Wenn bis dahin seine Mutter keine Nachricht über den Verbleib des Halsbandes und ihres Sohnes hat, nimmt sie sich das Leben. Der König aber folgt ihr samt seiner Umgebung in den Tod. Das wird also ein wunderbares Schauspiel; da müssen wir hingehen. Denn wir können dort nach Herzenslust schwelgen in Blut und Fleisch.«

Als er das gesagt hatte, stießen sie alle zusammen einen Schrei aus, und der Feigenbaum stieg in die Luft empor. Da der Prinz und seine Gemahlin sich in seiner Höhle befanden, so machten sie in aller Gemächlichkeit die Reise mit. Einen Augenblick später hielt der Baum an einem Ausläufer des Alambagebirges in der Umgebung der Stadt Prithwisthäna, und die Gespenster begaben sich in den Tempel des Jakscha Dhanandschaja.

Die beiden jungen Männer verließen den hohlen Stamm, traten in den Bananenwald, der vor ihnen lag, und warteten da. Der Baum dagegen erhob sich durch das Machtgebot der Gespenster und flog wieder empor, um sich an seinen Ort zurückzubegeben.    - Indische Märchen. Hg. und übersetzt von Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs Märchen der Weltliteratur)

Fliegen Baum


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