Basar   ... das Simplon nahm nur Gäste aus äußerst guten Familien auf, ehemalige regierende Fürsten oder Ruhrmagnaten... solche Hüttenbesitzer mit hundert.,. zweihunderttausend Arbeitern... zu der Zeit, von der ich Ihnen erzähle, Juli 44, noch sehr gut und sehr pünktlich versorgt.,. sie und ihre Leute... mit Butter, Eiern, Kaviar, Marmelade, Lachs, Cognac, Sekt... wellenweise mit Fallschirmen auf Wien, Österreich abgeworfen... direkt von Rostow, von Tunis, von Epernay, von London ... die an sieben Fronten und auf allen Meeren wütenden Kriege hindern nicht am Kaviar... die Super-Zermatschung, die Z-Bombe, Steinschleuder oder Fliegenklappe, wird immer die «Delikatessen» der hohen Tafeln verschonen... Da kann man lange warten, bis Krukruzew sich von «Fußlappen» ernährt! Nixon mit Wassernudeln, Millamac mit rohen Karotten... die hohen Tafeln gehören zur «Staatsräson» ... Dazu gehörte auch das Simplon mit allem, was man brauchte!... in allen Stockwerken als Küchenjungen verkleidete Mörder, die das Kompott mit Maraschino herumtrugen... eine Frage des Bargelds, da können Sie sich vorstellen, daß diese Leute gewissenlos waren... daß die «Mark-Börse» für zehn, fünfzehn Millionen, auf einmal, auf eine Karte, die Gäste und die Gauner vergnügte... die Hast, dieses Jux-Geld loszuwerden ... irgendwas zu kaufen! aber woher der Ramsch? von nebenan!... aus der Schweiz... und durch sie aus dem Orient, aus Marokko ... und zu welchen Preisen!... schubkarrenweise Mark!... sehr schön... sehr schön... aber man brauchte noch einen Basar!... da wurde ein ganzes Stockwerk im Simplon hergerichtet... mit seinen echten Händlern!... gelockt, geschniegelt, gebräunt, dazu verschlagen... Jaguarfreundlichkeiten, fangzähniges Lächeln, Vettern von Nasser, Laval, Mendes, Jussef... «immer feste! geliebte Gäste!» ... da hätten Sie mal die Magnaten sehen sollen, was die für Devisenladungen heranbrachten!... der Simplon-Basar im vollen Handel!... da liegt des Pudels Kern! ein Buchara: fünf Kilo «Schlacht-Bank»! gewogen!... aufgekauft!... morgen werden sie dieselben sehen, in Basaren im Kreml, Rußland, im Weißen Haus, USA, mitten in einem neuen Krieg!... zehn, zwanzig Hiroshima täglich, dann wird man feststellen können, das bumst, ein Höllenlärm, mehr nicht!... Milde, Sums, gräßliches Knirschen... aber alles, sofern nur Merkur wieder da!... das Wesentliche!... sei es in den russischen Straflagern, in Buchenwald oder in «schlimmsten Zwangsanstalten», oder unter der Atomasche, Merkur ist da! sein Tempelchen?... Sie sind beruhigt!.., das Leben geht weiter... Nasser auch und sein Kanal! ... und Marmeladen!... und der echte Kaviar aus Rostow!... der letzte übriggebliebene Fallschirm soll sich nur nicht unterstehen, bitteschön, etwas anderes fallen zu lassen als eine große Kiste Chianti, plus geschliffene Schalen, Spiegel, «reines Venedig», besser als alles andere! Nylon-Morgenröcke «Façon Valenciennes»! alles auf den Tisch der «Kommissar»-Damen!... parfümierte Idole, gleichgültig gegenüber dem Foltern, vor den Galgen gähnend... denkt ein bißchen an die «Rataha-Nylon»-Hemdchen, mit dem letzten Fallschirm!... daß wir das nicht zweimal müssen sagen! nicht immer die langweilige Masche, fünf Provinzen in Staub zu verwandeln! so starke Neutronen zu schmeißen, daß man die Gare Saint-Lazare nicht wiederfindet!... keine Schraube einer Lokomotive!... genug mit eurem Wahnsinn!    - Louis-Ferdinand Céline, Norden. Reinbek bei Hamburg 2007 (zuerst 1964)  

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